X - Freunde

Anne, Chefin ihrer neugegründeten Firma, will nicht nur alles perfekt machen, sondern die Welt verbessern. Sie arbeitet pausenlos und sogar heimlich im Urlaub. Ihr Mann Holger ist gerade arbeitslos geworden und hat eine Menge Zeit, seine Frau bei all ihren Unternehmungen tatkräftig zu unterstützen. Peter, erfolgreicher Bildhauer und Freund des Paares, steht unter dem Druck der Kunstwelt, die auf den Höhepunkt seiner Skulpturenserie «X - Freunde» wartet.
Im Ringen um die Erfüllung ihrer Pflichten und Ansprüche vernachlässigen die drei sich selber und zusehends auch ihr Umfeld. Angetrieben von einer extrem verdichteten Sprache, die den Figuren kaum Zeit zum Atmen lässt, reden sich diese buchstäblich auseinander. Felicia Zeller gelingt mit «X - Freunde» eine groteske Überzeichnung und präzise Darstellung unserer Leistungsgesellschaft, die unter dem Zwang permanenter Verfügbarkeit die zwischenmenschlichen Beziehungen verkümmern lässt.

Der Regisseur Stephan Thiel arbeitet für das Staatsschauspiel Dresden, Theaterhaus Jena, Sophiensaele Berlin und seit vielen Jahren immer wieder für das Theater unterm Dach Berlin. Seine Inszenierungen zeichnen sich durch grosse Spielleidenschaft und ein sicheres Gespür für Situationskomik aus. Das Theater unterm Dach Berlin ist mit «X – Freunde» zum ersten Mal zu Gast in der Winkelwiese. 

Wie viel szenisches Potenzial in diesen Zeller’schen Sprechopern steckt, kann man jetzt in Stephan Thiels wunderbar leichter, phantasievoller Inszenierung des Stücks erleben. Vor einem weißen Lore-Standregal nehmen Tilla Kratochwil als Anne im Dauerstress, Christoph Schüchner als prächtiger Schluffie Holger und Jaron Löwenberg als abgerockter Künstler Peter das Tempo des Textes tänzerisch auf.
Berliner Zeitung, 8. April 2013

Regisseur Stephan Thiel hat nach seiner gefeierten Inszenierung von «Kaspar Häuser Meer» auch das neueste Stück von Felicia Zeller auf die kleine Bühne unter dem Dach des kommunalen Kulturzentrums an der Danziger Straße gebracht. Felicia Zellers hyperventilierenden Text setzen die drei Schauspieler im Theater unterm Dach in kongeniale Bewegung um. Sie treiben zum Beat der Sprache den Wahnsinn auf die Spitze. In gekonnten Soloeinlagen wird der biegsame, flexible Mensch beim Meistern der alltäglichen Stresssituationen performt. 
www. lifekritik.de – von Stefan Bock, 16.04.2013