HOMO DIGITALIS

Moïra Gilliéron, Ariane Koch und Zino Wey

«Homo Digitalis» handelt von neuen Arbeitsformen in einer zunehmend digitalen Welt und untersucht den sich wandelnden Arbeitsalltag, der hinter Bildschirmen in der global vernetzten Welt stattfindet. Wie lässt sich diese Arbeitswelt fassen? – Wer geistert da durchs Netz? – Fragen, denen vier PerformerInnen auf einer utopischen Spurensuche nachgehen.
Als Recherche nutzen Gilliéron/Koch/Wey die Internetplattform fiverr.com, auf der sie verschiedene Inhalte für 5$ erwerben, und machen so ihr Stück zum Handelszentrum eines globalen, digital vernetzten Theaterbetriebes.
«Homo Digitalis» taucht ein in die Welt der so genannten Clickworker, in der die Menschen durch zunehmende Automatisierung (Algorithmen, Maschinen und Roboter) aus der Arbeitswelt verdrängt werden.

Nach ihrer ersten gemeinsamen Arbeit «Mein Enkel 2072» an den Treibstoff Theatertagen 2013 haben sich Moïra Gilliéron, Ariane Koch und Zino Wey erneut für ein gemeinsames Projekt zusammengetan. Ariane Koch absolvierte 2013/14 den DRAMENPROZESSOR, Zino Wey inszenierte u. a. am Nationaltheater Mannheim, am Schauspielhaus Zürich und an den Münchner Kammerspielen. Moïra Gilliéron ist zurzeit Bühnenbildassistentin am Maxim Gorki Theater. 

Foto: Brigitte Fässler

PRESSESTIMMEN

Der Fokus richtet sich so zunehmend auf den Text von Ariane Koch, der witzige Wortspiele mit schweren Fragen von philosophischem Ausmass verbindet. Die sprachliche Präzision der vier Spielenden ist beeindruckend. Der Höhepunkt des Abends ist aber die Bühne an sich: Moira Gilliéron schafft mit dem türkisenen Fussboden und den arrangierten Alltagsgegenständen eine Szenerie, die anmutet wie eine Kunstinstallation. Brigitte Fässler, BASELLANDSCHAFTLICHE 31. März 2016

Talentiertes Theaterkollektiv. Die Texte von Ariane Koch umkreisen dabei die Themenfelder Arbeitsprekariat, Menschsein und Kreativität. Und auch hier ist bemerkenswert, wie eigen die junge Autorin mit ihrem Material umgeht, und wie sie ihre Textstruktur direkt aus diesem Material heraus entwickelt hat. Dagmar Walser, Kultur Radio SRF, 2. April 2016
Zum ganzen Bericht über folgenden Link: http://www. srf.ch/kultur/buehne/homo-digitalis-noch-mensch-oder-schon-al…

Ein eigenes Kapitel widmet «Homo Digitalis» der Sprache, die ihrerseits entpersonalisiert und –nationalisiert daherkommt. Unübertrefflich charakterisiert etwa Mann eins (Julius Feldmeier), wie man ihn nennen könnte, in einem einigermassen ungeniessbaren DeutschEnglischSalat die uferlosen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters: «Amazing, such an Auswahl!» Frau eins (Annette Haug) mutiert daneben mit einer leichten Kopfdrehung und plötzlich starrem Blick gleich selbst zum Computer. Variante Nummer zwei, oder Mann null (Fabian Stumm), bietet immer noch glücklich lachend seine Freundschaftsdienste via Onlineportal an, als ihm, wie sollte es anders sein, längst nicht mehr zum Lachen zumute ist. Frau null (Bärbel Schwarz) gibt indes ihren störenden Körper an einer virtuellen Rezeption ab: «Ihr könnt ihn auf einen Bügel hängen oder ihr könnt ihn noch zu wissenschaftlichen Zwecken aufbewahren, einfrieren, auseinanderdividieren, mikroskopieren, aber ich brauche den nicht mehr.» Annette Mahro, Badische Zeitung 2. April 2016

Die Wiedergeburt des Schachtürken von Christoph Schneider, Tages Anzeiger vom 21.11.2016
…  im Zentrum dieses sehr musikalischen Theatertextes steht die real existierende Dienstleistungsplattform fiverr.ch …
So also jetzt in der Winkelwiese: die Räusche der Klicks und Likes. Die Tragödien des Nichtklickens und Dislikens. Manchmals klingts fast zu ältlich nach dem Gejammer einer im Digitalen vereinsamenden und sich selbst versklavenden Humanität. Dann wieder ist der Blick auf die absurden Digitaltriebe von überzeugender sarkastischer Schärfe. Und etwas ist sicher: Auf fiverr.com verkaufen viele ihr Herzblut zu billig. 

 

Regie Zino Wey Text Ariane Koch Ausstattung Moïra Gilliéron Mit Anne Haug, Bärbel Schwarz, Julius Feldmeier, Fabian Stumm Sounddesign Susanne Affolter Lichtdesign/Technische Leitung Thomas Kohler Produktionsleitung Franziska Schmidt Eine Produktion von les artistes dépressifs In Koproduktion mit Kaserne Basel und Theater Winkelwiese Zürich Gastspiel am Ballhaus Ost, Berlin Gefördert durch Fachausschuss Theater & Tanz BS/BL, Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung, Fondation Nestlé pour l’Art, Ernst Göhner Stiftung, GGG Basel, Futurum Stiftung, Ruth und Paul Wallach Stiftung, Dr. Adolf Streuli-Stiftung und weitere Gönner_innen 

Vorstellungen

Fr, 18.11.2016
20:00
Sa, 19.11.2016
20:00
Do, 24.11.2016
20:00
Ausverkauft
Fr, 25.11.2016
20:00
Sa, 26.11.2016
20:00