Teil 5
Margarita Nikolajewna verzehrt sich in ihrer Luxusvilla (der Gatte ist auf Geschäftsreise) in Sehnsucht nach ihrem Geliebten; dem Meister, der in der Anstalt sitzt. Das einzige, was ihr von ihm geblieben: Eine Fotografie, sein Sparbuch, eine vertrocknete Rose sowie ein paar angebrannte Manuskriptseiten seines unveröffentlichten Romans «Pontius Pilatus» – Bevor der Meister, infolge diffamierender Kritiken an seinem Werk erkrankte, hatte er aus Furcht und Verzweiflung sämtliche Hefte im Ofen verbrannt und sich darauf freiwillig ins Haus der Trübsal verkrochen. Seither trauert die schöne Margarita. An einem sonnigen Tag jedoch hat sie eine Ahnung…
Sie begibt sich in den Alexandergarten, wo sie auf einen merkwürdigen Herrn mit Namen Azazello trifft. Dieser scheint nicht nur den Meister zu kennen, sondern kann auch eine Stelle aus dessen Roman präzise rezitieren. Wie das? - Margarita wird neugierig und lässt sich auf Azazello ein, der ihr zudem verspricht, sie zum Meister zu führen; sofern sie sich noch am selben Abend um Punkt halb zehn vollständig entkleide und seine Crème einreibe. Margarita tut wie ihr geheissen und schon treten erste spürbare Veränderungen ein. Margarita blüht auf. Sie fühlt sich leicht und beschwingt. Und als Azazello sie wenig später anruft, um ihr mitzuteilen, dass sie erwartet werde, kommt zu allem Glück auch noch ein Besen ins Zimmer getänzelt. Margarita setzt sich drauf und rauscht, für andere unsichtbar, durchs Fenster ab in die Nacht. Auf ihrem Flug über die Dächer Moskaus kommt Margarita unter anderem zum Haus der Dramlit, wo nebst Dramaturgen auch Literaten wohnen und – so will’s der Teufel – der ihr verhasste Kritiker Letunski. Der schlimmste von allen! Margarita braucht nicht lange zu überlegen und schlägt, auf ihrem Besen reitend, dessen Wohnung kurz und klein, inklusive Fensterfront. Gefolgt von Natascha, ihrem Hausmädchen, das auf einem dicken Schwein reitet (in Tat und Wahrheit Margaritas verwandelter Nachbar), gelangt Margarita schliesslich zu einem Fluss. Dort treiben es wilde Gestalten toll, fliesst Cognac statt Wasser und steht schon das nächste Transportmittel bereit: Eine Limousine mit einer schwarzen Krähe am Steuer. Margarita wird zurück nach Moskau chauffiert, direkt in die Gartenstrasse zum Haus mit der Wohnung Nr. 50. Im Finstern die Treppenstufen hinaufgestiegen, trifft Margarita dort im Schein der Kerzen auf Woland und sein Gefolge. Margarita Nikolajewnas Abenteuer kann beginnen.
Bild: Aus dem Film von Wladimir Bortko, 2005.