Teil 6
Margarita wird zur Königin Margot ernannt und für den grossen Satanball ausstaffiert, auf dem sie illustre Persönlichkeiten herzlich empfangen soll und sich von ihnen das Knie küssen lassen. Nachdem sie, von Korowjew und Kater Behemoth begleitet, durch einen tropischen Wald gegangen, und an einem Champagnerbassin vorbeigekommen ist, betritt sie schliesslich ein riesiges Empfangszimmer mit ebenso riesigem Kamin. Aus diesem fallen nach und nach verstorbene und zum Anlass wieder auferstandene Herren in Fräcken und nackte Damen vor Margaritas Füsse (oder vors Knie). Die Zeremonie dauert Stunden. Die Nacht ist lang. Der Mond scheint hell. Am Ende ist Margarita erschöpft. Endlich darf sie etwas essen und einen Wunsch äussern. Zögernd bringt sie hervor, dass sie nichts lieber möchte, als ihren Liebhaber und ihr altes Leben in der Kellerwohnung zurück. Sogleich erscheint der Meister, unrasiert, in Latschen und Krankenhauskleidung, und kurz darauf zaubert Woland auch noch das einst verbrannte Manuskript desselben unversehrt hervor und überreicht Margarita ein mit Brillanten besetztes Hufeisen – Es soll Glück bringen. Das Liebespaar verlässt das Haus in der Gartenstrasse und steigt in eine Limousine. Margarita glaubt zu träumen und blättert bis zum Morgengrauen die Seiten des Romans durch. Derweil ziehen fern in Jerschalajim dunkle Wolken vom Mittelmeer her auf und ein Gewitter bricht aus. In seinem Palast sitzt der Statthalter Pontius Pilatus und erwartet einen Gast; das Haupt unter einer Kapuze verborgen. Es ist Afranius, der Kommandant des Geheimdienstes. Er erhält einen Auftrag: Alle Massnahmen zu ergreifen zum Schutz des Judas von Kirjath, der noch in derselben Nacht erstochen werden soll.
Bild: Aus dem Film von Wladimir Bortko, 2005.