Perplex
Marius von MayenburgEva und Robert kommen aus den Ferien zurück. Irgendetwas ist beunruhigend anders. Woher kommt die neue Topfpflanze? Warum funktioniert das Licht nicht mehr? Ist das überhaupt ihre Wohnung? Anscheinend nicht, denn das befreundete Paar, das sich um die Pflanzen hätte kümmern sollen, setzt die beiden kurzerhand vor die Tür. Damit beginnt ein alptraumhafter Reigen, in dem die kleine, bürgerliche Welt der vier Protagonisten mehr und mehr aus den Fugen gerät. Von Szene zu Szene vollziehen sich surreale Verschiebungen. Beziehungen lösen sich auf und setzen sich überraschend neu zusammen. Man spannt einander die Partner aus, fällt übereinander her, ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei wird über jede noch so grosse Katastrophe hinweg unablässig und lebhaft Normalität behauptet. Ein fulminantes, alptraumhaftes und sehr komisches Stück über die Auflösung letzter sozialer Sicherheiten und die Unberechenbarkeit der Wirklichkeit.
Seit «Feuergesicht» (Kleist-Förderpreis 1997) und der Nominierung durch die Fachzeitschrift Theater heute zum Nachwuchsautor des Jahres 1999 zählt Marius von Mayenburg zu den meist inszenierten Dramatikern seiner Generation. Mit nüchternem Blick seziert er in seinen Stücken zwischenmenschliche Beziehungen und hinterfragt zweifelhafte Normalitäten. Mit «Der Hässliche» und «Der Hund, die Nacht und das Messer» wurden bereits in vergangenen Spielzeiten zwei seiner Stücke erfolgreich am Theater Winkelwiese
Fotos: Ingo Höhn
PRESSESTIMMEN:
«Es ist einfach verwirrend. Und da wäre der künstliche Theatertext im Jetzt angelangt. All die inneren Haltungsansprüche, die mit äusserlich an einen herangetragenen Bücklingsvorschriften kollidieren. All die scheinbar endlosen Möglichkeiten für eine erfolgreiche Selbstentfaltung, … Über mindestens eine Ecke könnte man Perplex als Plädoyer für die Besinnung auf ein Urvertrauen alias ‚alles wird gut‘ lesen, …
Oder dann ist das alles komplett anders und diese lustvolle Inszenierung mit ihrem spielerischen Bühnenpersonal hat den Augenblick dazu verwandt, dem Publikum eine lange Nase zu drehen. Weils gar nichts zu verstehen gibt. Wer hinterfragt, ist selber schuld und verpasst derweil das ganze Amusement. Soweit alles unklar? Der Titel kündigtss doch an: Verwirrend. Dafür von bleibendem Eindruck.
Thierry Frochaux, P. S. - Die linke Zürcher Zeitung vom 6. Oktober 2017
«Es ist wie ein surrealer Alptraum, in dessen Verlauf kleine Verschiebungen dafür sorgen, dass auch die Figuren immer wieder wie der Ochs vorm Berge stehen, bevor alles scheinbar normal in eine andere Richtung weitergeht. Das schlau konstruierte Stück unterwandert die Regeln des Theaters, demaskiert dessen Bedeutungsanspruch sowie unsere Erwartungen und überführt das Ganze in eine spirituelle Metadiskussion.»
Isabel Hemmel, Tages Anzeiger vom 2. Oktober 2017
«Es hat gedauert, bis das 2010 an der Berliner Schaubühne uraufgeführte Stück «Perplex» in die Schweiz gekommen ist. …
Der Intendant Manuel Bürgin inszeniert zur Spielzeiteröffnung den 100-minütigen Figurenreigen. Er macht daraus eine süffige Schmonzette, die ins Philosophische kippt, in Abgründe fällt und in der Dekonstruktion des Theaters mündet.
Katja Baigger, NZZ vom 1. Oktober 2017
Regie Manuel Bürgin Mit Nicolas Batthyany, Vivianne Mösli, Dominique Müller, Elisabeth Rolli Bühne und Kostüme Luisa Beeli Licht und Technik Tashi-Yves Dobler López und Paul Schuler Eigenproduktion Theater Winkelwiese Gefördert durch MIGROS-KULTURPROZENT, SIS Schweizerische Interpretenstiftung, Walter Haefner Stiftung (Stand Mai 2017) Afführungsrechte Henschel Schauspiel, Berlin