Die Haltung des Theater Winkelwiese zur Aktion #allesdichtmachen
Im Frühjahr 2020 entschieden wir uns, das Stück «Vater» von Dietrich Brüggemann zu produzieren, im Februar 2021 hätte die Premiere stattgefunden. Diese wurde aufgrund der geltenden Beschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie erst in den März, anschliessend in den Juni verschoben. Die Aktion #allesdichtmachen, die im April 2021 unter anderem von Dietrich Brüggemann initiiert wurde, sehen wir als missglückten Versuch der Kritik an den aktuellen Corona-Massnahmen in Deutschland. Die Entscheidung, «Vater» von Dietrich Brüggemann zu zeigen, hat nichts mit unserer Haltung zu den Corona-Massnahmen zu tun. Die Produktionsbeteiligten von «Vater» und das Theater Winkelwiese teilen weder Brüggemanns Wahrnehmung der Corona-Massnahmen in Deutschland noch die Form der Kritik an diesen durch die #allesdichtmachen-Aktion.
Auch wenn wir Inhalt und Form der Aktion ablehnen, sind wir der Meinung, dass die kursierenden Forderungen nach einem Aufführungs- oder Arbeitsverbot für Personen, die sich an #allesdichtmachen beteiligt haben, ein falsches Zeichen setzen. Jede Art von Kritik an harten Eingriffen in die Bürgerrechte muss differenziert betrachtet werden und, falls diese beleidigend oder die Fakten verharmlosend ist, hinterfragt werden. Die ganze Debatte könnte als Anstoss für einen weiterführenden Diskurs darüber dienen, wie staatliche Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie in verschiedenen Ländern wahrgenommen werden und wie wichtig es ist, sich für die sehr unterschiedlichen Situationen in Europa zu sensibilisieren. Generelle Verurteilungen oder sogar Auftritts- und Arbeitsverbote führen lediglich zu einer Polarisierung – womit man den Personen in die Hände spielt, die man mit solchen Sanktionen eigentlich verurteilen wollte.
In diesem Sinne plädiert das Theater Winkelwiese für einen offenen Dialog, in dem unterschiedliche Positionen und Perspektiven reflektiert werden.