Ivna ZicIvna Zic, 1986 geboren in Zagreb und aufgewachsen in Basel und Zürich, studierte von 2006 bis 2008 am Institut für angewandte Theaterwissenschaft in Giessen und 2008 bis 2011 Regie an der Theaterakademie Hamburg. In der Spielzeit 2007/2008 nahm sie am Autorenprojekt Dramenprozessor teil. Seit 2011 Teilnahme am Lehrgang FORUM TEXT bei uniT Graz. Während des Studiums entstanden erste Inszenierungen, zum Beispiel „Woyzeck“ (Kampnagel und Kaltstart Festival, Hamburg) und eine Adaption von Ivana Sajkos Roman „Rio Bar“, (Kampnagel, Hamburg und Theater Winkelwiese). Daneben arbeitet sie auch in kollektiven Konstellationen, wie zum Beispiel bei „Fatzern“, einem Brecht-Projekt mit Lea Letzel oder „LEA“, einem Projekt der Rauwald Company (Kampnagel, Hamburg und Maschinenhaus, Essen) Ihr erstes Stück „Abkommen“ wurde 2009 am Theater Winkelwiese (Regie: Gian Manuel Rau) uraufgeführt. 2011 hat sie den Autorenwettbewerb der Theater St.Gallen und Konstanz und anlässlich der Langen Nacht der Neuen Dramatik an den Münchner Kammerspielen den zweiten Münchner Förderpreis für deutschsprachige Dramatik sowie den Publikumspreis gewonnen. In der Spielzeit 2011/2012 werden neue Stücke von ihr in Karlsruhe und Konstanz uraufgeführt. In der gleichen Saison inszeniert sie u.a am Luzerner Theater und am Theater Kiel. Ivna Zic wohnt in Hamburg und in Zürich. Auszug aus der Laudatio von Christopher Schmidt, Jurymitglied Autorentage, Kritiker Süddeutsche Zeitung: «(...)Ivna Zic gelingt es, mit wenigen, ebenso lockeren wie sicheren Strichen plastische Figuren zu schaffen, die glaubhaft sind und lebensnah; sie unterläuft dabei spielerisch alle Klischees und erzeugt genuin performative Theatermomente unmittelbarer Gegenwart. Ihre Sprache ist anschaulich und konkret, gestisch verdichtet und doch gedankentief, getragen von einem vitalen Schreibtemperament, ungeschützter Direktheit und einer ganz originären Poesie. Die 1986 geborene Autorin fasst beherzt ein großes und universelles Thema an, sie zeigt ein gesellschaftliches Panorama, mit dem Mut zum großen Gefühl und auch zum Pathos, aber sie tut dies mit einer staunenswerten, federnden Leichtigkeit, mit ebenso viel Empathie und Witz wie hohem Risiko. Auf nur wenigen Seiten entspinnt sich eine vielstimmige Textpartitur, die ebenso berührend ist wie vergnüglich. Man möchte Teresa und Bernhard, Lena und alle anderen besser kennen lernen und ist gespannt, wie es mit ihnen weitergeht. „Wir könnten im gleichen Haus wohnen oder auch nicht, die Türen die Namensschilder, der Lift, all das sieht überall gleich aus, unser besonderes Einzelschicksal ist eigentlich nur eine Massentragödie der Einsamkeit“, heißt es einmal im Text. Diese dramatische Skizze, die eine Tragödie, vielleicht aber auch eine Komödie ist, wollen wir unbedingt aus- und aufgeführt sehen. Denn wir glauben an dieses Stück und an seine mit einer außerordentlichen Hellhörigkeit für unsere Zeit begabte Autorin.» Sabine Leucht, Nachtkritik, 1.Oktober 2011: « (...) Da fährt Ivna Zic besser, aber auch sicherer, wenn sie auf die eigenartige Dynamik des menschlichen Miteinanders setzt, wofür sie die Jury mit dem zweiten Preis belohnt. »Die Vorläufigen« leben in einem Haus mehr neben- als miteinander. Was klingt wie ein trübes Großstadtklischee wird hier aufgebrochen zu einer vielstimmigen Tragödie der Einsamkeit, in die eine Katastrophe für kurze Zeit ein Wirgefühl einschmuggelt. Zic schaut sehr genau hin und verliert dennoch nie die Hoffnung; ihre Sprache ist witzig, leicht und wunderbar rhythmisiert, wenn auch mehr eine Komposition von Stimmen als eigentlich dramatisch. Neben manchen lustvoll zitierten Klischees hält das Stück aber auch eine Paraderolle für Hildegard Schmahl parat, die einen fast unverschämten Spaß an der Rolle der alten Frau Wickert entwickelt. Mal keckert sie mädchenhaft los oder kommentiert launig das Verhalten der Jungen, dann personifiziert sie ebenso lustvoll den Stillstand: »Das Haus und ich, wir sitzen da.« Dass das Publikum ihr dabei gerne länger zuschauen würde, honorierte es mit dem Publikumspreis für »Die Vorläufigen«, dessen Autorin damit mit zwei Auszeichnungen nach Hause ging. Durchaus zu Recht.» |
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