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HOMO AUTOMATICUS - DER MONOLOG DES ADRAMELECH

Übersetzung / Regie / Spiel: Leopold von Verschuer
Aufführungsrechte: Kiepenheuer Bühnenvertrieb, Berlin

Es ist ein Vielmensch, der in diesem wüsten «Monolog des Adramelech» in mehrstimmigen labyrinthischen Selbstdialogen den anarchischen Boden der Sprache lustvoll durchpflügt, zugleich Fürst und Simplizissimus des Jetzt. Im autobiografischen Wüten schleudert er Neologismen zutage, ausgehebelte Grammatik, ständige Wechsel der Sprachebenen, umgangssprachliche Wendungen, immer neue Eigennamen, Wechselwirkungen zwischen Wortklang und Semantik, abgewandelte Sprichwörter und Flüche aller Art. Das ist «taktiles Denken» von ungeheurer Farbigkeit. «Art brut» von grösster Vitalität. Oder Geologie der Sprache, sprachliche Ballistik, Sprache als entfesselter Tanz.

Adramelech, in der christlichen Dämonologie der Garderobier Satans, Kanzler der höllischen Regionen und Vorsitzender des hohen Rats der Teufel, dargestellt als Mischwesen aus menschlichem Torso und Esel, erschien in John Miltons (1608-1674) epischem Höllensturzgedicht «Paradise Lost» als besiegter Höllenfürst und Moloch, der sich für einen erneuten Krieg gegen den Himmel ausspricht.

Presse:

«Von Verschuer gelingt dabei Großes: die Übertragung auch der phonetischen Kraft des französischen Originals. (…) Von Verschuer reproduziert diese Vitalität, diese Rhythmik. Er gibt dem deutschsprachigen Theater, das zunehmend vertextet und verdiskursiviert daherkommt, in dem der Körper des Schauspielers von den Regie führenden Machern oft nur als unvollkommenes Bedeutungserzeugungsinstrument betrachtet wird, (…) den verloren gegangenen Glauben an die Körperlichkeit des Schauspieltheaters wieder.» Die Welt, Tom Mustroph, 13.4.2014
Link zum Artikel

Link zur Kritik des Tages-Anzeigers, 9.5.2014

«Le Monologue d’Adramélech», erstmals 1975 in der französischen Zeitschrift L’Avant-scène – Théâtre (n° 776) abgedruckt, erschien sodann als Teil des Theaterstücks «Le Babil des classes dangereuses» (Das Gebrabbel der gefährlichen Klassen) 1978 bei Christian Bourgois, Paris, und wurde schliesslich 1989 aufgenommen in den Band «Théâtre» im Verlag P.O.L., Paris, der bis heute das Gesamtwerk des Autors verlegt. Ebendort erfuhr er 2009 eine Neuauflage als Einzelausgabe in erweiterter Fassung. Die Uraufführung 1984 im Rahmen des Pariser «Festival d’Automne» legte den Grundstein für die beispiellose Erfolgsgeschichte eines «unmöglichen Autors» im europäischen Theater.

Link mit weiteren Informationen zum Text (Gespräch Stephan Roppel und Leopold von Verschuer über «Der Monolog des Adramelech»).

Valère Novarina, geboren 1947 bei Genf, studierte an der Sorbonne Philosophie und Philologie. Seit 1958 schreibt Novarina täglich. 1974 wurde sein erstes Stück «L`Atelier volant» in der Inszenierung von Jean-Pierre Sarrazac uraufgeführt. Seit 1986 inszenierte er fast alle seine Uraufführungen selbst, meist im Rahmen des Festival d’Automne in Paris und des Festival d’Avignon, darunter «La Scène», «L’Acte inconnu», «Le vrai Sang» am Odéon – Théâtre de l’Europe in Paris. In seinem Buch «Lumières du corps» (2006, dt. »Lichter des Körpers«, 2011) reflektiert er in 421 Fragmenten über das Schauspiel, den Raum und das gesprochene Wort und rückt mit Bezug auf Antonin Artaud die Physis in den Mittelpunkt der theatralischen Darstellung. 2005 erschien «La chair de l’homme» (Ü: Das Fleisch des Menschen; darin: »Au dieu inconnu«, dt. »311 Gottesdefinitionen«, 2012), das mit 525 Seiten bisher umfangreichste Werk Novarinas. Basierend auf den Texten von Valère Novarina, wurden drei Spielfilme realisiert, darunter «Nouvelle vague» (1990) von Jean-Luc Godard. Seit 2006 gehören seine Stücke zum offiziellen Repertoire der Comédie Française. 2003 erhielt er für »L’Origine Rouge« (2000; dt. »Der rote Ursprung«, 2003) den Prix Marguerite Duras und wurde darüber hinaus u.a. mit dem Grand Prix du Théâtre de l’Académie française ausgezeichnet. Valère Novarina lebt in Paris und in der Haute-Savoie.

Link zu Lesung Novarina/Paccoud/von Verschuer am 9. Mai

Spieldaten

Mittwoch, 7. Mai 2014 – 20:30 Uhr – Zürcher Premiere
Donnerstag, 8. Mai 2014 – 20:30 Uhr
Samstag, 10. Mai 2014 – 20:30 Uhr
Mittwoch, 14. Mai 2014 – 20:30 Uhr
Donnerstag, 15. Mai 2014 – 20:30 Uhr
Freitag, 16. Mai 2014 – 20:30 Uhr
Samstag, 17. Mai 2014 – 20:30 Uhr

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