Programm 2003-2015 » Produktionen 2003-2015 » ADRAMELECH
HOMO AUTOMATICUS - DER MONOLOG DES ADRAMELECHÜbersetzung / Regie / Spiel: Leopold von Verschuer Es ist ein Vielmensch, der in diesem wüsten «Monolog des Adramelech» in mehrstimmigen labyrinthischen Selbstdialogen den anarchischen Boden der Sprache lustvoll durchpflügt, zugleich Fürst und Simplizissimus des Jetzt. Im autobiografischen Wüten schleudert er Neologismen zutage, ausgehebelte Grammatik, ständige Wechsel der Sprachebenen, umgangssprachliche Wendungen, immer neue Eigennamen, Wechselwirkungen zwischen Wortklang und Semantik, abgewandelte Sprichwörter und Flüche aller Art. Das ist «taktiles Denken» von ungeheurer Farbigkeit. «Art brut» von grösster Vitalität. Oder Geologie der Sprache, sprachliche Ballistik, Sprache als entfesselter Tanz. Adramelech, in der christlichen Dämonologie der Garderobier Satans, Kanzler der höllischen Regionen und Vorsitzender des hohen Rats der Teufel, dargestellt als Mischwesen aus menschlichem Torso und Esel, erschien in John Miltons (1608-1674) epischem Höllensturzgedicht «Paradise Lost» als besiegter Höllenfürst und Moloch, der sich für einen erneuten Krieg gegen den Himmel ausspricht. Presse: «Von Verschuer gelingt dabei Großes: die Übertragung auch der phonetischen Kraft des französischen Originals. (…) Von Verschuer reproduziert diese Vitalität, diese Rhythmik. Er gibt dem deutschsprachigen Theater, das zunehmend vertextet und verdiskursiviert daherkommt, in dem der Körper des Schauspielers von den Regie führenden Machern oft nur als unvollkommenes Bedeutungserzeugungsinstrument betrachtet wird, (…) den verloren gegangenen Glauben an die Körperlichkeit des Schauspieltheaters wieder.» Die Welt, Tom Mustroph, 13.4.2014 Link zur Kritik des Tages-Anzeigers, 9.5.2014 «Le Monologue d’Adramélech», erstmals 1975 in der französischen Zeitschrift L’Avant-scène – Théâtre (n° 776) abgedruckt, erschien sodann als Teil des Theaterstücks «Le Babil des classes dangereuses» (Das Gebrabbel der gefährlichen Klassen) 1978 bei Christian Bourgois, Paris, und wurde schliesslich 1989 aufgenommen in den Band «Théâtre» im Verlag P.O.L., Paris, der bis heute das Gesamtwerk des Autors verlegt. Ebendort erfuhr er 2009 eine Neuauflage als Einzelausgabe in erweiterter Fassung. Die Uraufführung 1984 im Rahmen des Pariser «Festival d’Automne» legte den Grundstein für die beispiellose Erfolgsgeschichte eines «unmöglichen Autors» im europäischen Theater. Link mit weiteren Informationen zum Text (Gespräch Stephan Roppel und Leopold von Verschuer über «Der Monolog des Adramelech»). Link zu Lesung Novarina/Paccoud/von Verschuer am 9. Mai Spieldaten
Mittwoch, 7. Mai 2014 – 20:30 Uhr
– Zürcher Premiere |
||