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ALLE VÖGEL SIND SCHON DA. EINE KONFERENZ IN ZIMMERWALD

Koproduktion:
Die Zimmerwäldler
Teatr Pokoleniy St. Petersburg
Theater Winkelwiese
Schlachthaus Theater Bern
Theater Chur

Spiel:Sergey Mardarh, Marco Morelli, Mona Petri, Natalia Ponomaryova, Artyom Shilov, Svetlana Smirnova, Tatjana Werik
Musik:Simon Ho
Regie:Eberhard Köhler
Dramaturgie & Übersetzung:Anna Barmettler
Dialogpartner Regie:Paul Weibel
Ausstattung:Danila Korogodsky
Sprachmittlung:Yvonne Griesel
Licht:Anastasia Toshcheva
Produktionsleitung:Monika Manger


- Cha me öppis bstelle?
- Ja, Nussgipfu.
- Vo wenn si die?
- 1915.
- De lieber nid.

Es ist viel los im Hotel „Zum schönen Aufenthalt“ in Zimmerwald: Wirt Päppu Jäggi hat überbucht. Zwei Konferenzen finden gleichzeitig statt. Ornithologen und linke Nostalgiker verbergen, wer sie sind und haben dennoch ein gemeinsames Ziel: Sie proben im Säli den Aufstand gegen die Welt. Und treffen auf die Lehrerin Änneli Achermaa, die mit der Dorfbevölkerung ihr neustes Theaterstück „Die Zauberhelvetia“ einstudiert. Was tun? Wer ist hier echt und wer getarnt? Welche Vögel sind bedroht und wer verfasst das neue Manifest? Den Geist der Revolution vor Augen, die Leiche Lenins im Schlepptau und ein blutiges Jahrhundert im Nacken flüchtet sich die zusammengewürfelte Gruppe in ein Märchen und schreibt Geschichte.

Im russisch-schweizerischen Theaterstück spielen DarstellerInnen aus der Schweiz, Russland und der Ukraine vor dem Hintergrund des Jubiläums der historischen Sozialisten-Konferenz in Zimmerwald bei Bern im Jahre 1915.

Die historische Konferenz fand im Hotel Beau Séjour auf Einladung des Schweizer Sozialisten Robert Grimm statt. Sie versammelte prominente sozialistische Kriegsgegner aus zwölf Ländern, unter anderen auch Wladimir Iljitsch Lenin und Leo Trotzki. Die Konferenzteilnehmer verabschiedeten ein Manifest, das die Unterstützung der Kriegsführung im 1. Weltkrieg durch die sozialistischen Parteien kritisierte und zum Kampf gegen den Krieg aufrief. Die sogenannte Zimmerwalder Bewegung sollte nach Auffassung der Mehrheit Aktivitäten der sozialistischen Kriegsgegner koordinieren, während die Linke um Lenin sie zum Kern einer neuen, revolutionären Internationale machen wollte.

Das Protokoll der historischen Konferenz existiert noch und diente als Inspirationsquelle für das Stück. Aus der theatralischen Perspektive interessiert sich die Gruppe insbesondere für die selbstgewählte Tarnung der Konferenzteilnehmer, die sich als Ornithologen ausgaben. Ein weiteres Interesse gilt dem kleinen Ort Zimmerwald im Kanton Bern. Die Gemeinde war über lange Zeit keineswegs stolz darauf, dass sie durch diesen Anlass für einen Augenblick in den Fokus der Weltgeschichte geriet. So wurde beispielsweise für Jahrzehnte in der Gemeindebauordnung verankert, Denkmäler oder Gedenktafeln jeglicher Art seien verboten, was man dahingehend interpretieren kann, dass es ein Lenindenkmal zu verhindern galt.

Beteiligt an der Stückentwicklung sind, neben Berner Theaterschaffenden, auch Mitglieder des Teatr Pokoleniy aus St. Petersburg, welches am Theater Winkelwiese im Dezember 2010 mit dem Stück «Stol – Der Tisch» gastierte. Die russischen Dialogstellen in «Alle Vögel sind schon da. Eine Konferenz in Zimmerwald» werden bei den Vorstellungen am Theater Winkelwiese deutsch übertitelt und live übersetzt.

«Alle Vögel sind schon da. Eine Konferenz in Zimmerwald» wird an verschiedenen Theatern in der Schweiz sowie als Teil des Rahmenprogramms des Festivals Manifesta X in St. Petersburg gezeigt.

Link zu Gespräch mit Regisseur Eberhard Köhler

«So verwirrend und überladen dieses zweisprachige Theaterprojekt auch sein mag: Es ist faszinierend zu beobachten, wie verschieden die Darsteller aus den beiden Ländern spielen. Während die Schweizer auf der Bühne ihre Figuren leicht überzeichnet wiedergeben, steigern sich die russischen Kolleginnen und Kollegen richtiggehend hinein in ihre Rollen. Das befremdet – und gleichzeitig erhält ihr Spiel dadurch auch etwas Dringliches, ja fast schon Existenzielles, was wiederum sehr berührend ist.» Anne Bagattini, NZZ, 7.11.2014

Link zum Pressespiegel

Matto Kämpf, geboren 1970 in Thun, lebt als Autor, Filmer und Theatermacher in Bern. 2004/05 nahm Matto Kämpf am Autorenprojekt Dramenprozessor teil. Am Theater Winkelwiese waren zuletzt «Toast Hawaii» (2010) und «Bluetsuuger – Ein Vampirschwank» (2011) von ihm zu sehen, sowie die Buchpräsentation von «Tiergeschichten 2» (2011).

Ariane von Graffenried, geboren 1978, promovierte Theaterwissenschaftlerin, lebt in Bern. Sie schreibt für Zeitungen («Der Bund», «WoZ», «taz»), Wissenschaft («Dramaturgien der Wirklichkeit, Chronos Verlag 2012) und Bühne (u.a. «Lucy in the Sky» 2009, «Schäu&Dräckig. Folge 4» 2010).

Mit freundlicher Unterstützung von: Pro Helvetia Schweizer Kulturstiftung, Ernst Göhner Stiftung, Kanton Bern, Stadt Bern, Burgergemeinde Bern, Migros Kulturprozent, Stadt Zürich, Kanton Graubünden, Schweizerische Interpretenstiftung, Komitet po Kulture St. Petersburg

Spieldaten

Mittwoch, 5. November 2014 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Donnerstag, 6. November 2014 – 20:30 Uhr
Freitag, 7. November 2014 – 20:30 Uhr
Samstag, 8. November 2014 – 20:30 Uhr
Mittwoch, 12. November 2014 – 20:30 Uhr
Donnerstag, 13. November 2014 – 20:30 Uhr
Freitag, 14. November 2014 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Samstag, 15. November 2014 – 20:30 Uhr – Ausverkauft

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