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DER MENSCH ALS SEIN EIGENER UNTERNEHMER

Thomas Sarbachers Leseperformance von Egon Monks «Industrielandschaft mit Einzelhändlern» stiess in der letzten Spielzeit auf ein grosses Interesse beim Publikum und wurde von der Presse positiv rezipiert. Es zeigt den aussichtslosen Existenzkampf eines tugendhaften und arbeitsamen Einzelhändlers aus Hamburg, der den wirtschaftlichen Veränderungen machtlos gegenübersteht. Der Text des Brechtschülers Monk liest sich heute wieder sehr aktuell. Wir widmen den letzten Themenabend des Jahres den Veränderungen in der Arbeitswelt.

Seit fast zwanzig Jahren erleben wir einen beschleunigten Prozess wirtschaftlicher Globalisierung und als Folge davon eine umfassende Deregulierung nationaler Arbeitsmärkte. Die neoliberalen Befürworter dieser Entwicklung versprachen den abhängig oder selbstständigen Beschäftigten mehr Freiheit und Möglichkeiten zur individuellen Selbstverwirklichung. Tatsächlich aber hat die Deregulierung der Arbeitsverhältnisse in einem zunehmend unüberschaubaren und unberechenbaren wirtschaftlichen Umfeld für die meisten auf Arbeitseinkommen angewiesenen Menschen zu grösserer Unsicherheit und immer mehr Stress geführt. Eine lineare Arbeitsbiographie ist kaum mehr gestaltbar.

Die Zahl der Fälle von Burn-outs, psychischen Erkrankungen und Selbstmorden im Berufsleben ist in den letzten zehn Jahren dramatisch angestiegen – vor allem in den kapitalistischen Staaten des Westens sowie in China und anderen asiatischen Ländern. Was sind die langfristigen soziologischen und psychologischen Auswirkungen der Flexibilisierung der Arbeitsmärkte? Hat Richard Sennetts kritische Analyse «Der flexible Mensch» aus dem Jahr 1998 heute noch Gültigkeit? Oder hat die flexibilisierte Arbeitswelt tatsächlich auch Vorteile gebracht bezüglich Mobilität und individueller Freiheit?

Dr. Peter Streckeisen, geboren 1975, studierte Politik- und Sozialwissenschaften in Lausanne und Zürich. Seit 2002 forscht und unterrichtet er am Seminar für Soziologie der Universität Basel. Er hat drei Kinder und arbeitet deshalb Teilzeit. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die Arbeits- und Bildungssoziologie, die Sozialstaatsforschung und die Gesellschaftstheorie. Streckeisen hat u.a. folgende Bücher (mit) veröffentlicht:

Peter Streckeisen: Die zwei Gesichter der Qualifikation. Eine Fallstudie zum Wandel von Industriearbeit. Universitätsverlag Konstanz, 2008.

Johannes Gruber, Ueli Mäder, Sarah Schilliger & Peter Streckeisen (Hg.): Basel von unten. 14 Porträts. edition 8, Zürich, 2010.

Karin Scherschel, Peter Streckeisen & Manfred Krenn (Hg.): Neue Prekarität. Die Folgen aktivierender Arbeitsmarktpolitik – europäische Länder im Vergleich. Campus Verlag, Frankfurt am Main, 2012.

Andreas Zumach, geboren 1954 in Köln, studierte 1975 bis 1979 an der Universität Köln Volkswirtschaft und Journalismus. Er arbeitet als Journalist und Publizist und ist als UNO-Korrespondent für die Berliner taz sowie für weitere Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehanstalten in Deutschland, der Schweiz, Österreich und den USA tätig. Er gilt als herausragender Experte auf dem Gebiet des Völkerrechts, der Sicherheitspolitik, der Rüstungskontrolle und der internationalen Organisationen. 1995 erschien sein Buch «Vereinte Nationen» beim Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg. Neueste Publikationen sind «Irak – Chronik eines gewollten Krieges», 2003 (in Zusammenarbeit mit Hans Christian Sponeck), und «Die kommenden Kriege. Ressourcen, Menschenrechte, Machtgewinn – Präventivkrieg als Dauerzustand?» Beide Bücher sind bei Kiepenheuer & Witsch in Köln erschienen.

Weitere Informationen zur Reihe Politik am Stehtisch finden Sie auf
http://www.winkelwiese.ch/programm/politik_am_stehtisch.html

Mit freundlicher Unterstützung von: Hamasil Stiftung

Spieldaten

Dienstag, 11. Dezember 2012 – 20:30 Uhr

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