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DER HUND, DIE NACHT UND DAS MESSERDER HUND, DIE NACHT UND DAS MESSERKLAUSTROPHOBISCH «Der Hund, die Macht und das Messer» ist nach «Der Hässliche» das zweite StÜck von Marias von Mayenburg, das Stephan Roppel in der Winkelwiese zur Schweizer Erstaufführung bringt. Es ist die kafkaesk an Bedrohung zunehmende Odyssee eines Mannes, der sich an einem Unort in Raum und Zeit verliert. «Ich weiss nicht, wo ich bin», ist einer der ersten Sätze von Wowo Habdank, der sich nachts in einer Stadt wiederfindet, die er nicht Thierry Frochaux, P.S., 19. Januar 2009 DER HUND, DIE NACHT UND DAS MESSER - TAGES-ANZEIGERMAYENBURGS MESSER Zürich, Theater Winkelwiese - Dieses wird zum Höllenritt und M zum Mörder wider Willen. Für die Schweizer Erstaufführung von «Der Hund die Nacht und das Messer» des Münchners Marius von Mayenburg, der seit vielen Jahren an der Berliner Schaubühne als Dramaturg und Hausautor arbeitet, hat die Bühnenbildnerin Petra Strass die Kellerwände der Winkelwiese mit vergilbtem türkisfarbenem Wellblech verschalt. Schmale Gitterstäbe und versteckte Klapptüren sind darin eingelassen, die den Spielenden Beachtliche zehn Figuren teilen sich Anna Katharina Müller und Sebastian Krähenbühl, die neben Habdank auf der Bühne stehen. Von Mayenburgs Text gründet nämlich auf einem ausgeklügelten Vexierspiel. Die ausgemergelten blutrünstigen Gestalten denen M in der Geisterstadt begegnet, wechseln laufend Identität und Funktion. Und bleiben sich doch zum Verwechseln ähnlich. So gibt es für M Charlotte Staehelin, Tages-Anzeiger, 26. Januar 2009 DER HUND, DIE NACHT UND DAS MESSER - NZZMENSCHENTIERE UND WOLFSHUNDE «Der Hund, die Nacht und das Messer» im Theater Winkelwiese Marius von Mayenburgs albtraumartiges Stück, das seit Samstag in der «Winkelwiese» zu sehen ist, liefert die Bilder zu Kulturtheorien, die jederzeit mit dem Einbrechen der scheinbar ausgeschlossenen Natur rechnen. Zum Glück erschöpft es sich nicht darin. Das diskrete Leitmotiv ist eine abweisende Geste. Immer wieder kehren die Figuren dem Publikum den Rücken und betonen die sonst im modernen Theater so gerne eingerissene vierte Wand der Bühne. Dieser Küsse als Bisse Nirgends vergisst man nämlich die vierte Wand so leicht wie im Diese Ingredienzien drohen das Stück, ein Auftragswerk der Berliner Schaubühne, wo der Autor seit 1999 arbeitet, zur blossen Illustration Entzückender Rücken Eine andere Strategie der Betörung verfolgt ihre Schwester und Konkurrentin. Sie verheisst ihm «den Rücken zu kehren, den Rücken zu entblössen» der makellos sei und ihn zur Berührung verleiten werde. Der Mann ist schon vom blossen Ausmalen berückt, und die Frau versieht die abweisende Kehrseite zugleich mit einer einladenden Dimension. Vielleicht hat das wiederholte Rücken-Kehren aber auch ein simples Motiv, ermöglicht es doch den Darstellern für einmal die eingehende Betrachtung des Bühnenbilds, die sich in diesem Fall (von Petra Strass) besonders lohnt. Die Wände des Kellergewölbes sind mit Wellblech verkleidet, das durch verschiedene Blau-Stufen und einen schmutzig wirkenden Abschluss im Übergang zum Boden Struktur erhält und sich an die wechselnden Handlungsorte (Sackgasse, Wohnung, Gefängnis, Spital, Steppe) anzupassen scheint. Darein eingelassene, fast unsichtbare Türen, sowie ein nur halb transparentes Fenster suggerieren eine unbestimmte Aussenwelt, die nicht draussen bleibt und weniger Hoffnung weckt, denn Angst. Christine Weder, NZZ, 26. Januar 2010 DER HUND, DIE NACHT UND DAS MESSER - DRS 2«Der Hund, die Nacht und das Messer« am Theater Winkelwiese
Sich über die Ränder der Welt hinaus zu beugen und in die Abgründe menschlicher Existenzen zu blicken, das ist ein wichtiges Thema im zeitgenössischen Theater. Auch der deutsche Dramatiker Marius von Mayenburg späht hinein in die Seele. Sein Stück «Die Nacht, der Hund und das Messer« liebäugelt denn auch mit der Gattung des Psychothrillers. Stephan Roppel hat dieses surreale Traumspiel am Theater Winkelwiese als Schweizer Erstaufführung inszeniert. Kaa Linder war an der Premiere. Alleine mitten in der Nacht in einer fremden Stadt den Weg verlieren, wer kennt ihn nicht, diesen Albtraum. Genau das widerfährt einem namenlosen Mann in Anzug und Krawatte auf einer finsteren Bühne aus grauen Wellblech. Er hat sich verirr, trifft auf einen, der seinen Hund sucht und dabei wenig vertrauenserweckend ausschaut. «Wo sind wir? Ich seh kein Strassenschild.« Anstatt zu helfen rammt ihm der Hundemann ein Messer in den Bauch. Der andere rammt zurück. Einmal. Zweimal. Sterben tut keiner. Es fliesst kein Blut. Und nichts ist mehr, wie es einmal war. «Ich schau auf die Wasserhähne. Aber statt warm und kalt steht da neu und alt.« Von jetzt an säbelt sich der Namenlose von einem Horrorszenario ins andere. Als ihm etwa eine verführerische Blondine fast die Zunge abbeisst, wehrt er sich und tötet sie in der Annahme, es ginge um sein eigenes Überleben. «Und du denkst, jemand hätte einen bösen Schatten über dein Leben geworfen. Aber im gleissenden Licht, wenn die Sonne dich ausbrennt, wirst du begreifen, dass du das selbst bist, der Schatten. Weil es finster ist in deinem Leib. Wenn man nicht mit dem Messer ein Fenster hinein bricht und das Licht einlässt zwischen die Organe.« Ob Hundemann oder verführerische Zwillingsschwester, ob Gefängniswärter, Anwalt oder Arzt, alle gieren nach seinem Leben, seinem Fleisch und seinem Blut. Hunger herrscht an diesem seltsamen Ort untertags, dieser trostlosen Steppe am Ende der Welt. Hier sind die Menschen zu Wölfen geworden, die Gesetze der Zivilisation sind aufgehoben, jeder frisst jeden. Das unter solchen Umständen die Nähe zwischen Menschen lebensbedrohlich wird, versteht sich von selbst. Das Stück «Der Hund, die Nacht und das Messer« von Marius von Mayenburg ist, wie der Titel verrät, zweifellos düster. So düster, dass es streckenweise ins Komische kippt und das ist gut so. Denn diese Expedition ins Schattenreich menschlicher Ängste besticht gerade in ihrer Leichtigkeit. Wie schnell sich das vielköpfige Horrorpersonal neben dem Protagonisten von nur zwei weiteren Spielern dargestellt, verwandeln kann. Diesem Angebot des Textes scheint Regisseur Stephan Roppel nicht so recht zu trauen. Seine Inszenierung ist solid, doch bleibt sie in einer Atmosphäre der Finsternis stecken, die viel zu eindeutig, viel zu gewichtig ist. Das fiebrig groteske in Mayenburgs Sprache kann sich hier nur schlecht entfalten, was auch geschieht, bleibt ohne Folgen. Dass Stephan Roppel auf den Einsatz von Theaterblut verzichtet, mag einleuchten, doch wünscht man sich diesen Highway to Hell ein bisschen weniger anämisch. Hier und da einen Tropfen Blut, sprich Unverschämtheit, täten gut, wohlwissend, dass Sterben und Tod auf der Bühne stets Behauptungen sind. Kaa Linder. «Der Hund, die Nacht und das Messer« von Marius von Mayenburg ist bis Ende Februar am Theater Winkelwiese in Zürich zu sehen, das nächste Mal diesen Donnerstag. DER HUND, DIE NACHT UND DAS MESSER - ZUERITIPPHORRORTRIP Marius von Mayenburgs Stück ist ein Spiel mit der Angst. Das Theater Winkelwiese zeigt die Schweizer Erstaufführung. Es ist August und sehr heiss. Zum Abendessen verspeist M mit Freunden eine ganze Plastiktüte voll Muscheln. Die Armbanduhr zeigt ein Uhr achtunddreissig als der Alltag des jungen Mannes abrupt abbricht. Unvermittelt findet er sich in einer sterilen gesichtslosen Sackgasse wieder. In der Ferne heulen die Wölfe. Und die wenigen Menschen, die Der Münchner Autor Marius von Mayenburg («Feuergesicht», «Der Hässliche»), der seit zehn Jaliren als Hausautor und Dramaturg an der Berliner Schaubühne arbeitet, nennt in einem Interview die »Angst vor anderen Menschen und Angst vor sich selbst» als zentrale Elemente des Textes. "Das Stück ist ein Ausdruck meiner Faszination für das An der Winkelwiese arbeitet Regisseur Stephan Roppel gemeinsam mit Wowo Habdank, Sebastian Krähenbühl, Anna Katharina Müller (Spiel), Bo Wiget (Musik) und Petra Strass (Ausstattung) in der szenischen Umsetzung von Mayenburgs Angstfantasie. Hausherr Roppel ist bekannt für seinen schlichten, präzisen Inszenierungsstil. Der könnte gut passen. Charlotte Staehelin, Zueritipp, 22. Januar 2009 Trailer:Link zum Beitrag auf Art.tv: |
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