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DIE BEDÜRFNISSE DER PFLANZEN

Koproduktion:
Krähenbühl & Co.
Theater Winkelwiese
Theater Tuchlaube Aarau
Hochschule der Künste Bern

Von und mit:Sebastian Krähenbühl
Regie:Lukas Bangerter
Bühne:Francesca Merz
Musik:Markus Schönholzer
Textmitarbeit:Daniela Janjic
Licht:Tashi-Yves Dobler

Sebastian Krähenbühls Grossmutter Silvia beginnt sich in den letzten Jahren ihres Lebens plötzlich zu verändern, sie wird heiterer und leichter, aber auch vergesslicher und unselbständiger. Allmählich vergisst sie ein bewegtes Leben, und das Bild, das Sebastian von ihr hat, beginnt sich langsam zu verzerren. Er dokumentiert mit einer kleinen DV-Kamera in grösseren zeitlichen Abständen Gespräche, die er mit ihr führt und begibt sich auf eine Spurensuche nach Veränderungen, die sie in ihrer Persönlichkeit erfährt und nach Erfahrungen, die Silvia in ihrem Leben gemacht hat.

Nach ihrem Tod 2006 entdeckt er, dass sie ihr Leben umfangreich und sorgfältig dokumentiert hat. Zahlreiche Tagebücher und Briefe, ein Theaterstück aus dem Jahre 1937 über Alkoholismus, Reden für Geburtstagsfeiern und Hochzeiten, akribische Protokolle über geleistete Garten- und Haushaltsarbeit liegen zeitlich geordnet, handgebunden und säuberlich beschriftet und etikettiert vor. Eine Dokumentation, wie sie im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr denkbar ist.

Silvia entstammt einem fortschrittlichen, intellektuellen und gutbürgerlichen Milieu. Sie interessiert sich in ihrer Jugend für die Bewegung der Wandervögel. Ihre Weltsicht ist geprägt von der Idealvorstellung einer naturverbundenen Lebensweise und hohen moralischen Ansprüchen und Werthaltungen. Nach einer Gärtnerlehre heiratet sie in eine Bauernfamilie hinein, ein Milieu, das sie zunächst idealisiert und dann schmerzlich kennenlernt. Ihr Versuch, eine kulturelle und intellektuelle Lebensweise in der Familie zu etablieren, scheitert am harten Arbeitsalltag auf dem Bauernhof, wo es vor allem viel zu „chrampfen“ gibt. Erst im höheren Alter, als sie und ihr Mann die Verantwortung für den Hof abgeben können, beginnt sie ihre kulturellen Interessen wieder zu verfolgen. Sie macht Volkstanz, spielt Theater und absolviert gar einen Fernkurs für literarisches Schreiben in Hamburg, um eine Autobiografie zu schreiben, die sie aber nie zu Ende bringt.

Aus dem umfangreichen dokumentierten Material, aus den Videoaufzeichnungen und aus persönlichen Erinnerungen entsteht eine Theaterarbeit, die verschiedenste Fragen aufwirft: Welche Wirklichkeit konstruiert die umfangreiche Dokumentation? Kann man ein Leben überhaupt dokumentieren? Welchen Stellenwert hat die Dokumentation angesichts des Vergessens und des verschwimmenden Erinnerungs-vermögens der Grossmutter? Zu wem wird die Grossmutter, wenn sie ihr Leben vergisst? Sind die Nachforschungen über ein fremdes Leben und die Auseinandersetzungen mit den gesammelten Lebensaufzeichnungen eine Spurensuche über die Vergangenheit oder viel mehr eine Konfrontation mit dem eigenen Leben und der eigenen Biografie und mit dem, was über Generationen bewusst oder unbewusst weitergegeben wird?

Pressestimmen:

«Die »Bedürfnisse der Pflanzen« von und mit Sebastian Krähenbühl ist ein wundervolles Solostück über die Flüchtigkeit des Lebens, über die Schönheit des Vergessens und die Erinnerung, die ist wie ein Gewächshaus, in dem noch im ärgsten Winter die Kletterrosen Variationen tanzen.»
Kaa Linder, Radio DRS 2, 26.5.2012

«Krähenbühl liest aus Tagebüchern, erweckt heissblütige Briefwechsel zum Leben, projiziert Fotos auf Leintücher, leidet sich durch die Jahrzehnte harten Bauernlebens, in dem sich die Städterin Silvia nach ihrer Hochzeit mit Landwirt Werner wiederfand. Dabei wollte sie doch nur eines: schreiben. Weil sie dies trotz strengen Wintern, «stürmischem Rüsten» und einer zähen Ehe regelmässig tat, weil ihr Enkel sich sorgfältig, verspielt und ehrlich mit diesem Material auseinandersetzte, wird uns nun eine rührende Zeitreise geschenkt. Am Schluss will man länger klatschen, aber auch gleich nach Hause gehen, um seine Grosseltern anzurufen und nachzufragen wie es damals war.»
Corina Freudiger, Tages Anzeiger, 29.5.2012

Link zum Pressespiegel

Sebastian Krähenbühl wurde 1974 in Zürich geboren und absolvierte ein Schauspielstudium an der Schauspiel Akademie Zürich. Nach einem zweijährigen Engagement am Nationaltheater Mannheim ist er seit 2001 als freischaffender Schauspieler und Regisseur tätig. Nebst verschiedenen Theaterproduktionen mit den freien Gruppen Kumpane, Mass & Fieber und am Schauspielhaus Zürich, arbeitet er auch verschiedentlich für Film und Fernsehen. Seit 2003 wirkte Sebastian Krähenbühl als Schauspieler in mehreren Eigenproduktionen mit, und unter dem Label «Krähenbühl» realisierte er zwei eigene Inszenierungen in Koproduktion mit dem Theater Winkelwiese.

Mit freundlicher Unterstützung von:
Stadt Zürich Kultur, Migros Kulturprozent, Ernst Göhner Stiftung, Familien-Vontobel-Stiftung, Georges und Jenny Bloch-Stiftung, Jürg George Bürki-Stiftung, Hamasil Stiftung, Alfred und Ilse Stammer-Mayer Stiftung

Spieldaten

Mittwoch, 13. März 2013 – 20:30 Uhr
Freitag, 15. März 2013 – 20:30 Uhr
Samstag, 16. März 2013 – 20:30 Uhr
Mittwoch, 27. März 2013 – 20:30 Uhr
Donnerstag, 28. März 2013 – 20:30 Uhr
Samstag, 30. März 2013 – 20:30 Uhr

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