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FREMDE SIGNALE

SEHNSÜCHTIGE SIGNALE IN DER WINKELWIESE

Isabel Hemmel, 16.3.2012

Inmitten grosser, milchig weisser Luftballons haben sich die Protagonisten von «Fremde Signale» eingefunden, der Adaption von Katharina Fabers autobiografisch gefärbtem Roman. Es sind drei ehemalige Sterbliche, die jetzt als Schutzengel Dienst tun. Ihrer gemeinsamen Obhut unterstellt ist Katharina. Ein Zürcher Mädchen, das die Cherubim auf Trab hält und das diese letztendlich fast nebenbei vor Unfällen und Unglück bewahren.
Denn weit mehr beschäftigt sind die drei mit ihren eigenen kurzen Biografien, den verpassten Chancen und dem Kampf mit der fremden Jetztzeit. Bob (1938-1951), bei Hansrudolf Twerenbold ein grummeliger Alter, trauert mit seiner sonoren Stimme der ersten Liebe und seiner Karriere als Schriftsteller nach und sorgt mit lakonischen Kommentaren für herzliche Lacher. Diego Brentanos Michail (1925-1942), Russe, gefallen im Zweiten Weltkrieg, liebt kleine Zaubereien und ereifert sich mit jugendlicher Wut über Dummheit und Kapitalismus. Linette (1760-1776), Bauerntochter, in Frankreich gestorben an einer Hirnhautentzündung, ist eine Frau der Tat, in deren traurigen Augen sich stets die verlorene Jugendliebe spiegelt (Vivianne Mösli).
Zuzuschauen, oder mehr noch zuzuhören, wie sich das ungleiche Trio im Kampf um ein Leben, das nicht das seine ist, annähert, berührt, reflektiert, macht wehmütig und sehnsüchtig nach Leben. Wenn Kristina Brons`Erzähltheater Gefahr läuft, eindimensional zu werden, erweitert die Regisseurin das Bühnengeschehen schlau um irdische Filmschnipsel, projiziert auf einen Ballon. Und schliesslich betritt hier Katharina (Kristina Brons) selbst die Bühne. Dass am Ende alle «Leaving on a Jet Plane» singend wieder von dieser Bühne herunterpilgern, ist nett, aber kein Gewinn für diesen sonst gelungenen Abend.

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