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INDUSTRIELANDSCHAFT MIT EINZELHÄNDLERN
Spiel:Thomas Sarbacher
Aufführungsrechte:Kiepenheuer Bühnenvertrieb, Berlin

«Dass einer, der den herrschenden Ansichten widerspricht, es schwerer haben wird, als ein Einverstandener, ist bekannt, dass einer aber auch zu Grunde gehen kann, weil er mit dem, was verlangt wird, zu vollkommen harmoniert, zeigt der Fall eines Einzelhändlers in Hamburg, der sein Geschäft, nachdem er es zwanzig Jahre lang mit grossem kaufmännischem Geschick geführt hatte, im einundzwanzigsten Jahr gerade seiner Tüchtigkeit wegen verlor.»

So beginnt die Erzählung «Industrielandschaft mit Einzelhändlern» – eine Geschichte über einen Drogisten, der alles richtig macht und dennoch scheitert. Als sein Geschäft je länger je schlechter läuft, beginnt er sich einer kritischen Selbstbeobachtung zu unterziehen. Er will den Gründen, welche für den Missstand verantwortlich sind, auf die Spur kommen. Als erstes passt er sein äusseres Erscheinungsbild den Erwartungen der Kundschaft an – sei es im Geschäft oder sei es auf dem sonntäglichen Spaziergang. Er verknappt und optimiert sein Sortiment, rationalisiert seinen Betrieb und stellt sich allabendlich der Frage: «Ist mir etwas entgangen?» Denn er weiss: «Sich dem Wandel stellen – mit Intelligenz und Phantasie» ist das A und O der Unternehmensführung. Als aber alle Massnahmen seine Lage nicht zu verbessern vermögen, zieht er seine Familie in seine Überlegungen mit ein. Er legt Frau und Kind einen Plan vor, mit dessen Hilfe sie ihre Lage Schritt für Schritt verbessern können. Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so.

Der 1970 verfasste Text zeigt das Schicksal eines Einzelhändlers vor dem Hintergrund der Wirtschaftswunderjahre. Mit grosser sprachlicher Genauigkeit schildert Monk die Unausweichlichkeit und Folgerichtigkeit, mit der ein individuelles Schicksal an der ökonomischen Grosswetterlage zerbricht. Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Globalisierung und unberechenbarer werdenden Marktmechanismen erhält «Industrielandschaft mit Einzelhändlern» neue Aktualität. Die Auffassung, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied ist, wird zumindest in ökonomischer Hinsicht relativiert.

Pressestimmen:

«Dann kommt, während draussen das Weihnachtsgeschäft tobt, Thomas Sarbacher daher und trägt diesen Text vor. Leicht gekürzt und auf einer leeren Bühne mit Tisch, Stuhl und Wasserglas. Karger gehts nicht. Aber genau darin liegt der Reiz: Denn Sarbacher ist ein sehr guter, sehr einnehmender Schauspieler, nicht nur in deutschen Fernsehfilmen (unter anderem im «Tatort»), sondern auch auf der Bühne. Mit wenig Aktion verleiht er Monks Worten viel Wirkung. (...) Da nimmt ein Schauspieler einen Autor so ernst, dass man sich gern ein- lässt auf diese ungewohnt unaufgeregte Darbietung.»
Corina Freudiger, Tages Anzeiger, 17.12. 2011

Link zum Pressespiegel

Egon Monk, geboren 1927, wuchs in einer Berliner Arbeiterfamilie auf. Nach dem Krieg studierte er Schauspiel und Regie, von 1949 – 53 war er Mitglied des Berliner Ensembles und Assistent von Bertolt Brecht. 1953 verliess er die DDR und war als freier Autor und Hörspielregisseur bei RIAS Berlin tätig. Später wechselte er zum NDR, wo er bis 1968 die Fernsehspielabteilung leitete. Danach übernahm er für kurze Zeit die Intendanz des Deutschen Schauspielhauses Hamburg. In den darauf folgenden Jahren arbeitete er als freier Autor und Fernsehregisseur, in denen u.a. die Erzählung «Industrielandschaft mit Einzelhändlern» entstand, welche 1970 verfilmt wurde. Monk gilt als einer der Begründer des politischen Fernsehspiels.

Thomas Sarbacher wurde 1961 in Hamburg geboren. Er lebt und arbeitet als freischaffender Schauspieler in Zürich. Neben zahlreichen Arbeiten für Film und Fernsehen gastierte er in Zürich an diversen Theatern, unter anderem am Neumarkt Theater und am Schauspielhaus. Am sogar theater realisierte er Soloabende auf der Grundlage literarischer Texte, insbesondere «Moskau Petuschki» und «Tagebuch eines Psychopathen» von Wenedikt Jerofejew. Am Theater Winkelwiese war Thomas Sarbacher letztmals 2004 in der Inszenierung von Dea Lohers Stück «Tätowierung» zu sehen. «Industrielandschaft mit Einzelhändlern» entsteht als Leseperformance im Auftrag des Theaters Winkelwiese und ist die Schweizer Erstaufführung von Egon Monks Text.

Politik am Stehtisch «Der Mensch als sein eigener Unternehmer»:

Im Zusammenhang mit «Industrielandschaft mit Einzelhändlern» findet am 11. Dezember die Politik am Stehtisch-Veranstaltung unter dem Titel «Der Mensch als sein eigener Unternehmer» statt, in deren Rahmen der Publizist Andreas Zumach mit einem Gastexperten die Veränderungen in der Arbeitswelt diskutiert.

Weitere Informationen zur Politik am Stehtisch-Veranstaltung finden Sie auf http://www.winkelwiese.ch/programm/spielplan.html

Spieldaten

Donnerstag, 15. Dezember 2011 – 20:30 Uhr – Premiere
Freitag, 16. Dezember 2011 – 20:30 Uhr
Samstag, 17. Dezember 2011 – 20:30 Uhr
Mittwoch, 21. Dezember 2011 – 20:30 Uhr
Donnerstag, 22. Dezember 2011 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Freitag, 23. Dezember 2011 – 20:30 Uhr
Mittwoch, 12. Dezember 2012 – 20:30 Uhr
Donnerstag, 13. Dezember 2012 – 20:30 Uhr
Freitag, 14. Dezember 2012 – 20:30 Uhr
Samstag, 15. Dezember 2012 – 20:30 Uhr

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