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INDUSTRIELANDSCHAFT MIT EINZELHÄNDLERN

«Drogist in Not»
von Corina Freudiger
Züritipp, 15.12.2011

«Eigentlich ist die Winkelwiese ja die Bühne für junge, zeitgenössische Autoren. Und jetzt kommen die mit einem Text von 1970 daher! Da das Theater hinter dem Kunsthaus aber eben auch ein Ort ist, der sich engagiert mit aktuellen gesellschaftlichen Diskursen auseinandersetzt, ist die Stoffwahl nicht mehr ganz so erstaunlich. Denn Egon Monks «Industrielandschaft mit Einzelhändlern» ist die Geschichte eines Drogisten, der mit allen Mitteln gegen den Untergang seines Geschäfts kämpft, während ihm ein eisiger Wirtschaftswind entgegenbläst. Er kämpft vergebens: Der kleine Einzelhändler hat keinen Stich gegen die Wucht der Globalisierung, die Macht der Grosskonzerne, die aus den Fugen geratene Weltwirtschaft. Kommt uns allen bekannt vor? Eben.

Als der Brecht-Schüler, Autor und Regisseur Egon Monk den Text schrieb, ahnte er wohl nicht, wie aktuell der Stoff vierzig Jahre später immer noch sein würde. Dass man bei dem marktwirtschaftlichen Monolog des Drogisten nicht einschläft, dafür sorgt Monks geschmeidiger Stil und der anrührend verzweifelte Eifer seines Protagonisten. Gespielt wurde dieser bei der Uraufführung von einem gewissen Horst Tappert, kurz bevor er als Oberinspektor Derrick die Mattscheiben eroberte. Und auch hier schliesst sich ein Kreis: In der Leseperformance an der Winkelwiese wird der Drogist gespielt von Thomas Sarbacher, dessen Gesicht man vom deutschen Fernsehen her kennt. Unter anderem als regelmässigen Gast in Krimiserien wie dem «Tatort».

«Verloren in der Industrielandschaft»
von Adrian Riklin
WOZ, 15.12.2011

«Welch ein Titel «Industrielandschaft mit Einzelhändlern». Die Überschrift kommt aus dem Jahr 1970 und steht über einer Erzählung des Brecht- Schülers Egon Monk der auch als Vordenker des politischen Fernsehspiels bekannt geworden ist. Gezeigt wird darin das Schicksal eines Drogisten der alles richtig macht - und dennoch scheitert.

Derweil sein Geschäft je länger je schlechter läuft unterzieht sich dieser Einzelhändler einer kritischen Selbstbeobachtung. Doch auch nachdem er sein Erscheinungsbild nach allen Regeln der Werbung der Kundschaft angepasst und sein Sortiment nach allen Regeln des Marketings verknappt und «optimiert» hat, konstatiert er, dass sich seine Situation keineswegs verbessert hat.

Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Globalisierung und eines alles beherrschenden Finanzkapitalismus liest sich Monks Text vierzig
Jahre nach seiner Erstveröffentlichung erstaunlich aktuell. Der Schauspieler Thomas Sarbacher, der schon mehrere Monologe auf der Basis von erzählerischen Texten realisiert hat, bringt Monks Erzählung im Auftrag des Theaters Win kelwiese in einer Leseperformance erstmals auf die Bühne. »

«Opportunist»
von Thierry Frochaux
P.S., 15.12.2011

«Einer breiten Bevölkerung ist Thomas Sarbacher als Fernsehkommissar bekannt, wer aber seine Monologe in Kleintheatern - etwa des Versoffenen in «Die Reise nach Petuschki» im sogar Theater - gesehen hat, weiss um seine einnehmende Präsenz und sein darstellerisches Können im unmittelbaren Kontakt mit dem Publikum. Das Theater Winkelwiese hat sechs Abende seiner Leseperformance «Industrielandschaft mit Einzelhändlern» des Brecht-Schülers Egon Monk aufs Programm gehievt. Darin spricht spielt er einen vor schlecht laufenden Geschäften zum regelrechten Opportunisten mutierenden Drogisten, dessen Rückgrat darob zu brechen droht, selbst wenn sich damit der Kassenstand nicht beeinflussen lässt.»

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