Programm 2003-2015 » Spielpläne der Leitungszeit Stephan Roppel: siehe Rubrik Programm 2003-2015>Produktionen » JULI
JULIPsychogramm des Wahnsinns Gina Bucher ? «Im Juli gibt es keinen Honig. Da ist nichts zu machen, kein Honig und Schluss», klagt der ältere Mann während seiner Erzählung, wie er sich auf die Suche nach dem Smolensker Irrenhaus machte. Der ältere Mann, das sind auf der Bühne des Theaters Winkelwiese die beiden Schauspielerinnen Vivianne Mösli und Franziska Dick, die seinen rabiaten Monolog vortragen. Aufbruch in die Verzweiflung Schliesslich landet er zwar endlich, doch auch unfreiwillig im Irrenhaus, in dem er sechs Jahre verbringen wird. Hier erleidet er sein eigenes Martyrium, leidet Qualen, wird gefoltert und von Träumen sowie den Frauenbeinen einer Krankenpflegerin verfolgt. Diese gehören zu Janna M., die sich jetzt zwar plötzlich Nelly D. nennt, aber ganz sicher seine erste Liebe war. Der lakonische Monolog des psychopathischen Serienmörders ist Einblick in die wirre Logik eines Irren. Nicht die Geschichte eines Monsters zeichnete der in Sibirien geborene, heute in Moskau lebende Autor Iwan Wyrypajew mit seinem Stück auf, sondern die Zerrissenheit einer gepeinigten Seele. Die Irrfahrt der Verzweiflung wird dabei zum Rachefeldzug eines «Randständigen», eines von der Gesellschaft Deformierten. Denn das Psychogramm des Wahnsinnigen entblösst nicht nur seine gespaltene Persönlichkeit, sondern entlarvt auch eine zutiefst gespaltene Gesellschaft. Exzess auf nackter Bühne Der gesamte Exzess brachialer Gewalt konzentriert sich in der Inszenierung von Stephan Roppel auf den verbal starken Monolog. Der Kunstgriff, diesen von zwei Schauspielerinnen sprechen zu lassen, verdeutlicht zwar die Asymmetrien in der Logik des Wahnsinnigen. Gleichzeitig ist die Reduktion der Inszenierung auf Monolog und karge Bühne eine Herausforderung für die beiden Darstellerinnen, die Konzentration der Zuschauer während der knapp sechzig Minuten halten zu können. Eine Irrfahrt durch das menschliche Bewusstsein «Juli» schildert eine Irrfahrt durch menschliche Bewusstseins-Zustände, phantastisch und albtraumhaft. Hören: Eine Irrfahrt durch dass menschlich Bewusstsein JULI - P.S.IRRFRAHRT Stephan Roppel entschliesst sich den wildmäandemden kraftvoll wahnsinnigen Text «Juli» wn Iwan Wyiypajew für die schweizerische Erstaufführung in der Winkelwiese mit zwei Schauspielerinnen zu inszenieren. Das unterstützt die Verwirrung der atemlosen Erzählung, erschwert dafür eine eindringliche Sogwirkung. [b]fett Wutentbrannte Russen auf Irrfahrten zwischen Wahn und Wirklichkeit in derber Sprache und jähzornigen Ausbrüchen zeigte das sogar Theater mit Texten von Wenedikt Jerofejew bereits zweimal als Monolog für Thomas Sarbacher. Diese beiden Darstellungen brachten die eindringliche Präsenz auf die Bühne, die in «Juli» irgendwie fehlt. Der vulkanartige Ausbruch eines kraftstrotzenden Mannes, der aber Thierry Frochaux, P.S., 17. Dezember 2009 |
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