zurück

KASPAR HÄUSER MEER

Spiel:Franziska Dick
Vivianne Mösli
Andrea Schmid
Regie:Stephan Roppel
Ausstattung:Petra Strass
Licht:Michael Omlin
Dramaturgie:Fanti Baum
Technik:Tashi-Yves Dobler
Michael Omlin
Aufführungsrechte:Henschel Schauspiel Verlag Berlin

«O ich weiss genau, wann ich aufhören muss, wann/oder wenn es mir zuviel wird, wenn/oder wann Ich merke O! Jetzt wird es mir aber zuviel! Dann lege ich mich erst mal zuhause hin und ziehe mir die Decke über den Kopf, ziehe mir die Decke über den Kopf und sage LASS MICH IN RUHE, WELT, ICH BIN NICHT DA. Das könnte fast eine Kantate von Bach sein. Lass mich in Ruhe, Welt! O da hab ich meine Sensoren! O wenn dieser Mann noch leben würde, ich würde ihm stante pede eine Aufforderung schicken, uns Sozialarbeitern eine eigene O Kantate zu schreiben! Eine eigene O Hymne! Eine eigene O LASS MICH IN RUHE, WELT, ICH BIN NICHT DA!»

Drei Sozialarbeiterinnen vom Jugendamt – hilflose Helferinnen – kommen ins Schleudern. Ihr Mitarbeiter Björn liess sie im Stich. Er ist ausgebrannt, fällt wegen eines Burn-Out-Syndroms für unbestimmte Zeit aus und hinterlässt ihnen einen regelrechten Haufen ungelöster Fälle und unerledigter Arbeit. Die Berufseinsteigerin Anika, die ebenso erfahrene wie resignierte Barbara und die arbeits- und alkoholsüchtige Silvia kämpfen gegen den betrieblichen und persönlichen Kollaps. Eine ins Groteske sich anhäufende Anzahl von «Fällen», ein Meer von Kaspar Hausers, türmt sich in Form von Notizen, Formularen Termin-eintragungen und Aktenbergen vor ihnen auf. Ausbruchphantasien und Weltfluchtgedanken lassen den Druck nur für Sekunden vergessen – schon klingelt wieder das Telephon.

In einer rasanten, sprachmächtigen und sprachohnmächtigen Auflehnung gegen die Umstände und Überforderungen ihrer Arbeitswelt reden sich die drei Frauen-Figuren ihre Nöte vom Leib und versuchen sich aus dem Gefängnis ihrer alltäglichen Zwänge zu befreien. Dabei werden unerfüllbare Wünsche, vergebliche Arbeitsmethoden und nutzlose Strategien im Umgang mit den nicht zu bewältigenden Anforderungen der Arbeitswelt sichtbar.

«Kaspar Häuser Meer» entstand als Auftragsarbeit für das Theater Freiburg und wurde daselbst 2008 uraufgeführt. Felicia Zeller sollte ein Stück zum Thema Kindsmissbrauch schreiben und näherte sich dem Stoff aus der Perspektive dreier überforderter Sozialarbeiterinnen – gänzlich ohne Sozialkitsch und Milieuschilderungen. Sie komponierte eine Sprachpartitur – ein Konzert der Empörungen und der Wünsche nach einer anderen, besseren Lebensrealität. Die Figuren reden meist schneller als sie denken können, stolpern über nicht vollendete Gedankengänge und erzeugen so ein sprachliches Abbild eines fahrigen, nervösen und aus dem Ruder laufenden Mikrokosmos.


Pressestimmen

«Es ist beeindruckend, wie sie Wortsalven über schwierige Schicksale wie Akten hastig aufeinanderstapeln und so die Ohnmacht versinnbildlichen. Dazwischen scheinen die Tragödien der Frauen auf. Barbara wünscht sich schliesslich eine Bach-Kantate für Sozialarbeiter, eine «O lass mich in Ruhe, Welt»-Hymne. Am Ende ist die ersehnte Ruhe da, (...) die sich durch begeisterten Applaus verflüchtigt.»

Katja Baigger, NZZ, 30. Januar 2010

"Brilliante Darstellerinnen der sozialarbeiterischen Verzweiflung.
Drei Jugendsozialarbeiterinnen stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Die Schweizer Erstaufführung des Stücks von Felicia Zeller leuchtet ins Innenleben einer überforderten Branche.

(...)

Was wir im Kleintheater in der Villa Winkelwiese voyeuristisch bewundern, ist die absurde Professionalität, mit der die Sozialarbeiterinnen Anika, Barbara und Silvia, sprachvirtuos interpretiert von Andrea Schmid, Franziska Dick und Vivianne Mösli, in einem Jugendamt ihren Dienst verrichten (Regie: Stephan Roppel). Dieser penetrante Jargon, heruntergeleiert bis zur Hysterie, gespickt mit Ausdrücken von der Gasse! Diese berufstypische Mimik, die innert Sekundenbruchteilen von empathischem Bedauern in pädagogische Strenge wechselt!"

Adrian Riklin, WOZ, 04. Februar 2010

"Die zwischenmenschlichen Mechanismen in grossen Apparaten mit der dauernden Herausforderung, sich irgendwann, irgendwie loszustrampeln und dabei innerlich genau zu wissen wie ausweglos diese Sehnsucht nach dem endlichen Ruhemoment ist, dürfte eher universellen Charakter haben. Im konkreten Fall der Sozialhilfe kommen die grundsätzlichen Schwierigkeiten im Umgang mit den Klienten, die latente Angst vor strafrechtlicher Belangung und nicht zuletzt die mediale Beobachtung sämtlicher Schritte und genüssliche Ausschlachtung jeglicher Fehler hinzu, was letztlich noch nicht einmal mit übermenschlichen Einsatz bewältigt werden kann und den Nervenzusammenbruch gefährlich Nahe in die Realität rückt.

Inhaltlich wie formal herausragend."

Thierry Frochaux, P.S. 04.02.2010

Spieldaten

Donnerstag, 28. Januar 2010 – 20:30 Uhr – Premiere – Ausverkauft
Freitag, 29. Januar 2010 – 20:30 Uhr
Samstag, 30. Januar 2010 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Mittwoch, 3. Februar 2010 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Donnerstag, 4. Februar 2010 – 20:30 Uhr
Freitag, 5. Februar 2010 – 20:30 Uhr
Samstag, 6. Februar 2010 – 20:30 Uhr
Sonntag, 14. Februar 2010 – 17:00 Uhr – Ausverkauft
Mittwoch, 17. Februar 2010 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Donnerstag, 18. Februar 2010 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Freitag, 19. Februar 2010 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Samstag, 20. Februar 2010 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Mittwoch, 17. März 2010 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Donnerstag, 18. März 2010 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Freitag, 19. März 2010 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Samstag, 20. März 2010 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Sonntag, 21. März 2010 – 17:00 Uhr – Ausverkauft
Dienstag, 23. März 2010 – 20:30 Uhr
Mittwoch, 24. März 2010 – 20:30 Uhr
Donnerstag, 28. Oktober 2010 – 20:30 Uhr
Freitag, 29. Oktober 2010 – 20:30 Uhr
Samstag, 30. Oktober 2010 – 20:30 Uhr
Donnerstag, 4. November 2010 – 20:30 Uhr – Ausverkauft
Freitag, 5. November 2010 – 20:30 Uhr
Samstag, 6. November 2010 – 20:30 Uhr
Donnerstag, 10. März 2011 – 20:30 Uhr
Freitag, 11. März 2011 – 20:30 Uhr
Samstag, 12. März 2011 – 20:30 Uhr

zurück