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MEERESRAND

Spiel:Cathrin Störmer
Regie:Kristina Brons
Bühne:Marcella Maichle
Licht:Michael Omlin


Ist die Welt wirklich feindlich oder bin ich nicht normal?

Einmal sollen ihre Kinder das Meer sehen. Das hat sich die Mutter von Stan, neun Jahre und Kevin fünf, fest vorgenommen. Auch wenn es ihr ansonsten kaum gelingt, ihr Leben zu planen – diese eine Reise muss gelingen. Die Kinder sind erfreut und irritiert zugleich. Denn die vermeintlich heitere Urlaubsreise steht von Beginn weg unter merkwürdigen Vorzeichen. Warum will die Mutter auf einmal verreisen, jetzt wo doch gar keine Schulferien sind? Was wird die Lehrerin sagen? Und warum müssen sie mitten in der Nacht fahren? Nichts ist so wie es sein sollte: die Stadt am Meer ist grau und vom Regen verschlammt, das Hotel heruntergekommen, die Menschen unfreundlich – selbst das Meer wirkt fremd und bedrohlich. Kevin weint, weil die Mutter seinen Lulli vergessen hat, weil er friert und hungrig ist. Doch wenn er Cola trinken oder eine Muschel für seine Lehrerin suchen darf, sind alle Widrigkeiten schnell vergessen. Stan hingegen kann seine Verantwortung als grosser Bruder nicht ablegen. Zumal er nicht nur auf den Kleinen, sondern auch auf die Mutter Acht geben muss. Nur am letzten Abend auf dem Jahrmarkt darf auch er einmal Kind sein – Pommes Frites essen und Autoscooter fahren. Mit dem Geld geht jedoch auch das Vergnügen zu Ende. Zurück bleiben die Kälte, der Hunger, die Müdigkeit und die verzweifelte Überzeugung der Mutter, dass ihre Kinder in diesem Leben keine Zukunft haben werden...

Véronique Olmi erzählt in ihrem ersten Roman auf eindrucksvolle Art und Weise die Geschichte einer Mutter, die ihrer allumfassenden
Lebensangst nicht mehr standhalten kann. Als letzte Konsequenz tritt sie mit ihren Kindern eine Reise ans Meer, an eine Fluchtbewegung, die Glück verspricht, aber auch Untergang bedeuten kann. Olmi etabliert die Mutter als überzeugende Erzählerin und Beobachterin ihres eigenen
Schwankens zwischen Antriebslosigkeit und freudiger Aktivität. Nüchtern und lakonisch wird das aufrichtige innere Ringen einer Frau und Mutter beschrieben, die versucht den «normalen» Ansprüchen des Lebens zu genügen. Eine berührende Geschichte voller Lebendigkeit.

Véronique Olmi, geboren am 3. August 1962 in Nizza, hat nach dem Besuch der Regie- und Schauspielschule in Paris mit Gabriel Garran und Jean-Louis Bourdon gearbeitet. 1990 wurde ihr erstes Stück «A demain, Modigliani» uraufgeführt. 1997 erhielt Véronique Olmi ein Arbeitsstipendium des «Centre National du Livre». Im selben Jahr war sie als Hausautorin an der «Charteuse de Villeneuve-les-Avignon» tätig.
Seit 1998 leitet sie eine Schreibwerkstatt am Lycée Jacques Prévert in Boulogne-Billancourt und lebt als Schriftstellerin in Arles. 2002 erschien ihr gefeierter Debütroman «Meeresrand», den sie fürs Theater bearbeitet hat. Die deutschsprachige Erstaufführung fand am Theater in der Drachengasse in Wien statt. Ebenfalls geplant ist eine Verfilmung mit Sylvie Testud in der Hauptrolle.

Kristina Brons hat eine eigene Bühnenversion des Romans erarbeitet und die Bar der Winkelwiese als Spielort gewählt. Am Theater Winkelwiese war Kristina Brons in «Mainstream» (2001) und «A. ist eine andere» (2002) bereits als Schauspielerin zu sehen.

Spieldaten

Samstag, 5. Februar 2005 – 20:30 Uhr – Premiere

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