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RIO BAR

Gastspiel Theaterakademie Hamburg

Spiel:Julia Doege, Kathrin Dworatzek, Anna Nigulis, Jan-Friedrich Schaper, Luisa Taraz, Martin Winkelmann
Regie:Ivna Zic
Bühne:Martina Mahlknecht
Kostüme:Gesa Koepe
Licht:Rosa Wernecke
Chorleitung:Friedrike Schubert
Regieassistenz:Max Gadow

"Ich trinke in der Rio Bar.
Und ich schreibe einen Roman, in dem ich
in der Rio Bar trinke.
Und ich schreibe den Text „Acht Monologe über den Krieg für acht Schauspielerinnen in Brautkleidern“.
Und ich trinke weiter.
Besser wäre es, wenn ich etwas essen würde."
Ivana Sajko

Eine Frau sitzt in einer Bar. Sie trinkt, um zu vergessen. Der Krieg begann in ihrer Hochzeitsnacht und zerstörte ein junges Glück. Sie versucht zu begreifen, führt in Gedanken Gespräche mit Menschen, die nicht mehr zurückkommen, denkt sich an schöne Orte der Erinnerung, versucht das Unbegreifliche in Worte zu fassen, empört sich und klagt an, will nicht verzeihen. Sie weiss, dass es nicht reicht, um die Dinge zu wissen. Man muss sie spüren und sich diesem Gefühl aussetzen, um zu begreifen.

Ivana Sajko setzt eine individuelle Geschichte der Geschichte einer Nation entgegen und befragt damit nicht nur subjektives Empfinden, sondern auch die Positionen der Macht im Krieg. Es sind jene Positionen, die darüber entscheiden, welche Geschichtsschreibung, welche Interpretationen und Lesarten des Krieges sich durchsetzen. Sie erzählt die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Damit rückt sie die Widersprüchlichkeiten und ungelösten Fragen dieses Krieges ins Zentrum der Erzählung.

«Rio Bar» ist der erste Text, den die kroatische Theaterautorin als Roman veröffentlichen liess. Die acht Monologe sind performative Sprechtexte, die für die Bühne gedacht sind. In einer dichten und musikalischen Sprache schafft Sajko eine facettenreiche, breit aufgefächerte seelische Landschaft und setzt den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen einen subtilen subjektiven Blick entgegen.

Die Regisseurin Ivna Zic setzt sich in ihrer Inszenierung mit der jungen Geschichte des Landes auseinander, in dem sie geboren wurde und zu dem sie starke emotionale und persönliche Verbindungen hat. Sie fragt sich mit Ivana Sajko: Wie spricht man über Ereignisse, ohne sie sofort in Opfer- und Täterpositionen aufzuteilen? Was heisst es, wenn das individuelle Empfinden mit einer nationalen Massenbewegung nicht übereinstimmt?

Ivana Sajko wurde 1975 in Zagreb geboren. Sie arbeitet als Autorin, Dramatikerin und Regisseurin sowie als Gastdozentin an der Theaterakademie in Zagreb. Ihre Theaterstücke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und international aufgeführt.
«Rio Bar» wurde 2006 in Kroatien mit dem Preis für das beste Prosawerk ausgezeichnet.

Ivna Zic wurde 1986 in Zagreb geboren und ist in Zürich aufgewachsen. Nach Regiehospitanzen und -assistenzen am Schauspielhaus Zürich studierte sie 2006 bis 2008 angewandte Theaterwissenschaften in Giessen. In der Spielzeit 2007/2008 nahm sie zudem am Autorenprojekt Dramenprozessor teil. In diesem Rahmen entwickelte sie ihr Stück Abkommen, das 2009 am Theater Winkelwiese uraufgeführt wurde (Regie: Gian Manuel Rau). Seit 2008 absolviert Ivna Zic ein Regiestudium an der Theaterakademie Hamburg, wo erste eigene Regiearbeiten entstanden sind, unter anderem Woyzeck nach Georg Büchner, Kampnagel und Kaltstart Festival, 2010. Rio Bar, ihre Diplominszenierung, ist nach der Premiere auf Kampnagel in Hamburg am Theater Winkelwiese zu Gast.

Pressestimmen:

«(...)„Rio Bar“ zeichnet eine heimatlose Generation, in deren Psyche der Krieg weitertobt: „Zu viel Pyrotechnik in einem zu kleinen Hirn.“ Das ist lustvoll inszeniert und grossartig gespielt und macht darum trotz der knallharten Thematik viel Freude bei Zuschauen. Indem Zic nämlich gar nicht erst versucht, klare Figuren zu zeichnen, sondern jeden jeden spielen lässt, macht sie aus dem kroatischen Einzelschicksal eine Parabel fürs menschliche Mit- und Gegeneinander: Wenn da die einen plötzlich zu „wirs“ und die anderen zu „den anderen“ werden, wenn alle gleichzeitig behaupten, sie seien „zuerst da gewesen“, dann ist man plötzlich weit weg vom Balkan und mittendrin in zeitgenössischen helvetischen Debatten. Das ist interkulturelles Kunstschaffen mit globalem Erkenntniswert. Mehr davon!»
Corina Freudiger, Tages Anzeiger, 15.4.2011

«Eben noch tanzend auf der eigenen Hochzeit und plötzlich verlassen und alleine. Was stellt ein Krieg mit den Menschen an? Wie lässt er sie zurück? Eine eindrückliche Schilderung.» Cruiser, 4.4.2011

"Die 1975 in Zagreb geborene Dramatikerin schildert in «Rio Bar» das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven und in zwei Zeiten- und stellt damit die Widersprüchlichkeiten des Kriegs ins Zentrum. Der staatlichen Geschichtsschreibung Kroatiens setzt sie das subjektive Empfinden ihrer Frauenfiguren gegenüber.
Dem Theater hat Sajko mit ihren Monologen eine sprachlich dichte, thematisch eindringliche Vorlage gegeben. Die Zürcher Regisseurin Ivna Zic, 1986 in Zagreb geboren, hat sie mit der Theaterakademie Hamburg inszeniert." Isabel Hemmel, Züritipp, 7.4.2011

Link zum Pressespiegel

Spieldaten

Mittwoch, 13. April 2011 – 20:30 Uhr
Donnerstag, 14. April 2011 – 20:30 Uhr – Einführung um 19:45 Uhr
Freitag, 15. April 2011 – 20:30 Uhr
Samstag, 16. April 2011 – 20:30 Uhr – Ausverkauft

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