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SCHUTT

Spiel:Uta Köbernick
Wowo Habdank
Regie:Stephan Roppel
Kostüme:Marcella Maichle
Dramaturgie:Sybille Heim
Licht:Manuel Caspani
Regieassistenz:Pascal Vogel

Michael und Michelle sind Geschwister. Die Mutter ist tot, der Vater ein Säufer und hysterischer Jesus-Fanatiker, die Kinder sich selbst überlassen. Ein «normales» Familienleben kennen sie nur aus dem Fernsehen. So phantasieren sie sich ihre eigene Realität herbei. Michelle erfindet absurde Varianten vom Tod ihrer Mutter, die sie nie kennen gelernt hat. Sie weiss nur eines mit Gewissheit: Gott hat aufgehört zuzusehen, seit die Mutter tot ist. Michael erzählt von seinem ichbezogenen und verwahrlosten Vater, der im Wohnzimmer seine eigene Kreuzigung inszeniert. Er erzählt, wie er eines Tages magisch angezogen von einer heilen Familienidylle in eine fremde Wohnung einsteigt und sich dort hinter dem Sofa versteckt. Er möchte
einmal dabei sein, wenn es nach Seife und Shampoo riecht und selbst der Fernseher irgendwie anders klingt. Diesen Moment empfindet er als grosses Glück. Doch er wird entdeckt, muss fliehen und landet schliesslich auf einer Müllhalde, wo er eine Erfahrung macht, die ihn und alles verändern wird.

Michelle und Michael sind begnadete Erzähler: Vorangetrieben von einer gigantischen Verunsicherung über ihre Gefühle und über ihr Verhältnis zur Welt begeben sie sich auf die Suche nach ihrer Geschichte. Sie wollen wissen, wie Menschen leben und wie sie selber leben sollen. Mehrfach stellt sich die Frage nach Gott – religiöse Motive durchziehen das Stück. Ohne Orientierung stehen die beiden in einer komplexen Welt. Ihrem tristen Alltag begegnen sie jedoch mit einer naiven Sichtweise voller Phantasie und Humor. Sie erschaffen und
verwerfen Realitäten ohne auf die Grundverabredungen gesellschaftlichen Zusammenlebens Rücksicht zu nehmen.

Vordergründig spielt «Schutt» in einer auseinander gebrochenen und zerrütteten Welt. Dahinter verbirgt sich jedoch der Glaube an das Leben und den Wert des Lebens. Dennis Kelly beschreibt das folgendermassen: Eine für ihn eher triste Alltagszene zwischen einem geschiedenen Mann und dessen Sohn, die sich in einem Restaurant wortlos gegenübersitzen, erscheint aus der Optik seiner Figur Michael gänzlich anders. Auf Michael, der jegliche Verbindung zur Welt verloren hat, übt selbst dieser minimale Konsens menschlicher Kommunikation
eine magische Faszination aus. Die scheinbare Normalität wird auf diese Weise anders gewertet und als Glücksmoment überhöht.

Der gebürtige Londoner Dennis Kelly studierte «drama and theatre» am Goldsmiths College. Neben der Theaterarbeit schreibt er auch für das Fernsehen und gewann 2001 den BBC «Talent New Comedy Best Sketch Award».

Sein Stück «Debris» (Schutt) entstand 2002 im Rahmen des «National Theatre Studio Programme» für junge Autoren. Die Uraufführung fand im März 2003 am Latchmere Theatre in London statt und wurde begeistert aufgenommen. Die britische Kritik feierte Kellys’ Stück als eines der besten Dramen des Jahres. Es folgte im Oktober die Uraufführung von «Blackout» am Soho Theatre. Zurzeit arbeitet Kelly an «The Colony», einem Hörspiel und an der Übersetzung eines ungarischen Stücks für das National Theatre.

Die deutschsprachige Erstaufführung von «Schutt» erfolgte 2004 am Wiener Burgtheater. Die deutsche Erstaufführung fand im April 2005 am Theater Aachen statt.

Spieldaten

Samstag, 10. September 2005 – 20:30 Uhr – Premiere

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