zurück

STILLLEBEN IN EINEM GRABEN

Spiel:Manuel Bürgin
Andrea Gloggner
Sebastian Krähenbühl
Vivianne M ösli
Dominique Müller
Ernst C. Sigrist
Regie:Stephan Roppel
Bühne / Kostüme:Marcella Maichle
Dramaturgie:Sibylle Heim
Licht:Michael Omlin
Technik:Manuel Caspani
Regieassistenz:Nadine Jaberg

Italien ist ein kleiner Platz vor einer Agip-Tankstelle.

Sechs Personen erzählen und rekonstruieren aus ihrer Sicht die Chronik eines gewaltsamen Todes. Er ereignete sich in einer Kleinstadt in Norditalien, irgendwo zwischen Mailand und Turin. Es ist die Nacht von Samstag auf Sonntag. Ein junger Mann verlässt die Bar Macaco – Treffpunkt der Zwanzigjährigen, der Studenten, der Kleindealer. Er fährt mitten in der Nacht, angetrunken in den einzigen Baum am Strassenrand und findet dort im Graben die nackte Leiche eines jungen
Mädchens: Elisa Orlando, zweiundzwanzig Jahre alt, lebte noch bei ihren Eltern. Ein Mädchen aus gutem Hause – doch nach der Autopsie weisen die Spuren ins Drogenmilieu. Inspektor Salti hofft mit Hilfe seines «Lieblingsdealers» der Sache möglichst schnell auf den Grund zu kommen – bevor der Mord zum reisserischen Thema der Medien wird. Doch so gerne Salti den Mörder in den einschlägigen Kreisen finden würde, seine Ermittlungen führen ihn zu guter Letzt an einen ganz anderen Ort.

Vom Finder der Leiche führt die Spur über einen Dealer und den Freund des Mädchens, bis hin zu einer Prostituierten, die der Ermordeten noch kurz vor ihrem Tod begegnet ist. Auch die Mutter der Toten kommt zu Wort.

Die persönlichen Reflexionen der einzelnen Personen führen über die Kriminalgeschichte hinaus. Die Auseinandersetzung mit dem Tod der Elisa Orlando fördert die Schwachstellen und die unerfüllten Lebensansprüchen der Figuren zutage. Die Mutter wird mit der Entfremdung in ihrer Ehe konfrontiert. Sie weiss nicht mehr, was ihr Mann für sie sein soll, wenn nicht der Vater ihrer Tochter. Der Ermittler hadert mit den Widrigkeiten seiner beruflichen Situation und kämpft mit der Last der Verantwortung, die ihn gesundheitlich anzugreifen beginnt. Die Prostituierte erzählt, wie sie mit hohen Erwartungen ihr Land verliess und in einem ganz anderen Italien als dem von Verdi
und Puccini gelandet ist.

Fausto Paravidino, 1976 in Genua geboren, gilt als «Wunderkind» der neusten italienischen Dramatik. Seine Ausbildung erhielt er an der Schauspielschule des Teatro Stabile in Genua und lebt heute als Schauspieler und Theaterautor in Rom. Er schrieb u.a. «Zwei Brüder» (1998, ausgezeichnet mit dem Premio Ubu 2001), «Die Krankheit der Familie M» (2000), «Peanuts» (Auftragswerk für das Royal National Theatre London, 2001), und «Geflügelschere». Für Aufsehen sorgte Paravidino mit seinem Stück «Genua 01». Das Royal Court erteilte Paravidino 2001 den Auftrag für ein Stück über Menschenrechtsverletzungen. Er dokumentierte daraufhin in «Genua 01» die Ereignisse während des G8-Gipfels in seiner Geburtsstadt und handelte sich damit in Italien erhebliche Schwierigkeiten ein. Schon die vom Theater in Pistoia produzierte Uraufführung (2003) musste nach Rom verlegt werden. Lesungen im Rundfunk und in einem anderen Theater wurden abgesagt.

Das 2001 entstandene Stück «Stillleben in einem Graben», ist im Teatro Verdi in Mailand uraufgeführt worden. Die deutschsprachige Erstaufführung fand 2005 am Schauspiel Köln statt.

Spieldaten

Mittwoch, 20. September 2006 – 20:30 Uhr – Premiere

zurück