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TÄTOWIERUNGEN

Spiel:Wowo Habdank
Regula Imboden
Uta Köbernick
Vivianne Mösli
Thomas Sarbacher
Regie:Stephan Roppel
Bühne:Marcella Maichle / Stephan Roppel
Kostüme:Marcella Maichle
Dramaturgie:Anita Kerzmann
Licht:Manuel Caspani
Regieassistenz:Grit Röser

Anita wird von ihrem Vater Ofen-Wolf missbraucht. Hunde-Jule, die Mutter, schaut weg und flüchtet sich in Selbstzerstörung und Krankheit. Und Lulu, Anitas jüngere Schwester, versucht ihre Lebenslust vor der biederen Brutalität der Familie zu schützen. In der Familie des Bäckers Ofen-Wolf spielt sich ein Inzestdrama ab, dem alle Figuren ausgeliefert sind und welches durch ein Klima von Angst und Verdrängung, in dem
jeder seine eigene Haut zu retten versucht, begünstigt wird. Als Anita den jungen Floristen Paul Würde kennenlernt, keimt die Hoffnung auf neue und bessere Welt. Sie versucht, ihrem Schicksal zu entrinnen, indem sie zu ihrem Freund zieht. Dabei begibt sie sich auf eine Glückssuche, die zum Scheitern verurteilt ist. Durch das Eindringen des Freundes in den unheilvoll abgeschlossenen Kosmos der Familie wird sowohl das Spannungsfeld zwischen familiärer Gewalt und Gesellschaft,
als auch die Unmöglichkeit, der inzestuösen Verletzung zu entkommen, sichtbar.

Der Mythos Familie als Keimzelle gesellschaftlichen Zusammenlebens
und Nährboden sozialen Lernens wird in diesem Stück entlarvt. «Tätowierung» ist über das Missbrauchsthema hinaus auch ein Stück über unheilvolle familiäre Verflechtungen und lebenslange Prägungen. Dea Loher verweigert durch sprachliche Überhöhung jegliche psychologische Erklärungsmuster und wird dadurch der Mächtigkeit und Unausweichlichkeit, mit der sich Gewalt und Eros der Figuren bemächtigen, überhaupt erst gerecht.

Dea Loher wurde 1964 als Tochter eines Försters im oberbayerischen
Traunstein geboren. Sie studierte Germanistik und Philosophie in München. 1991 kam ihr erstes Stück «Olgas Raum» im Hamburger Ernst Deutsch Theater zur Uraufführung. Es folgten unter anderem «Tätowierung» (1992), «Blaubart» (1997), «Klaras Verhältnisse» (2000) und «Unschuld» (2002). Dea Loher gehört zu den produktivsten und meistgespielten jungen Theaterautorinnen. Für ihr Stück «Tätowierung» wurde sie 1993 an den Mülheimer Theatertagen ausgezeichnet.

Spieldaten

Donnerstag, 29. Januar 2004 – 20:30 Uhr – Premiere

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