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UNTERGRUNDKRIEG

Koproduktion:
luzerner theater,
Theater Winkelwiese

Spiel:Elisabeth Rolli
Michael Wolf
Samuel Zumbühl
Regie und Konzept:Malte Preuss
Silke Merzhäuser
Olaf Kröck
Ausstattung:Tassilo Tesche
Musik:Malte Preuss

«Wenn das 20. Jahrhundert das Jahrhundert der Weltkriege war, so wird vielleicht das 21. Jahrhundert das Jahrhundert eines «Untergrundkriegs» zwischen den «verschlossenen Geistessystemen» und den «offenen Geistessystemen» werden.»
Haruki Murakami

«Untergrundkrieg» untersucht die Vorgänge und Folgen eines Märztages in Tokio im Jahre 1995. Ein Tag, der wie jeder andere begann. Doch dann durchlöcherten in der Untergrundbahn einige Mitglieder der Aum-Sekte mit den Spitzen ihrer Regenschirme Plastikbeutel mit einer seltsamen Flüssigkeit. Zwölf Menschen starben durch die austretenden Sarin-Dämpfe, Tausende wurden verletzt.

«Untergrundkrieg» ist eine dokumentarische Inszenierung, die vom historischen Ereignis am 20. März 1995 ausgeht und der Texte von Haruki Murakami zu Grunde liegen. Der bekannteste japanische Schriftsteller der Gegenwart hat das historische Ereignis dokumentiert und Interviews mit Tätern und Opfern des Giftgasanschlages geführt. Er
hat ein Text-Archiv geschaffen, das vom Alltag in Japan und dem Alltag im Angesicht des Terrors zeugt. Was bedeutet die Ungeheuerlichkeit und der Schrecken des Terrors für die uns ferne japanische Kultur?

Die grosse Qualität der Interviews in Murakamis Buch besteht darin, dass die Interviewten jeweils beschreiben, wie ihr Alltag, im besonderen der Arbeitsalltag, bis zum Tag des Anschlags aussah, im folgenden wie sie den Tag des Anschlages verbracht haben und wie sie zum Zeitpunkt des Interviews das Ereignis reflektieren. Das umfangreiche Textmaterial von «Untergrundkrieg» wird in einer inszenierten Ausstellung präsentiert. Dabei werden verschiedene Dokumentationsmedien wie Fotografie, Video, Klanginstallation, Hörspiel, vor allem aber die Rekonstruktion durch Live-Darstellung eingesetzt, um dem Besucher möglichst vielseitig die Eindrücke und Informationen der Interview-Sammlung zugänglich zu machen.

Haruki Murakami wurde 1949 in Kyoto geboren. Er studierte Theaterwissenschaften und Drehbuchschreiben in Tokio. Während dieser Zeit keimte sein Interesse an amerikanischer Literatur und Musik auf. 1974 gründete er den Jazzclub «Peter Cat», den er bis 1982 betrieb. In diese Zeit fallen seine ersten Erfolge als Autor. Sein Roman «Wild sheep chase» («Wilde Schafsjagd») erreichte 1982 eine Millionenauflage. In den 80er Jahren wurde er dauerhaft in Europa ansässig. 1991 übersiedelte er in die USA, ehe er 1995 nach Japan zurückkehrte – dem Jahr des schweren Erdbebens von Kobe und des Anschlags der Aum-Sekte auf die Tokioter U-Bahn. 1987 erschien Murakamis bis dato erfolgreichster Roman, dem er den Titel eines Beatles-Ohrwurms («Norwegian Wood», dt. «Naokos Lächeln», DuMont 2001) gab. Allein in Japan wurden über vier Millionen Exemplare verkauft. Der Roman bündelt brennglasartig Stil und Themen des Erfolgsliteraten: «Ich hasste die japanische Literatur, also borgte ich mir
amerikanische Erzählstrukturen, von Raymond Chandler und Kurt Vonnegut... Aber ich habe nicht ein Stückchen meiner japanischen Identität dabei verloren», so Murakami. Kurze Sätze, kaum Adjektive, Innenansichten aus der Perspektive seiner meist männlichen Helden – das sind die prägenden Stilmerkmale. Hier wie in den anderen Romanen wird die Handlung von einem Einzelgänger mittleren Alters getragen – in dem stark kollektiv orientierten Japan die Ausnahme und zugleich die Voraussetzung dafür, dass Murakami zum Kultautor werden
konnte.


MURAKAMI-LESUNGEN

VIVIANNE MÖSLI
DOMINIQUE MÜLLER

Vivianne Mösli und Dominique Müller lesen Kurzgeschichten von Haruki Murakami aus «Der Elefant verschwindet» und «Wie ich eines Morgens im April das 100%-ige Mädchen sah».

Spieldaten

Donnerstag, 2. Dezember 2004 – 20:30 Uhr – Premiere

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