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VON DEN BEINEN ZU KURZKoproduktion:
«Er zeigte auf ihre Wangen und da bekam er solchen Hunger, dass er anfing, seine Tochter zu essen. Und wenn er nicht gestorben ist, dann isst er sie noch heute.» Da ist ein Vater, eine Mutter, ein Kind. Was sich in der scheinbar geregelten Welt dieser Kleinfamilie abspielt, erfahren die Zuschauer durch die Perspektive des Kindes. Die Tochter steht unter einem Redezwang, rekonstruiert das Geschehene, behauptet ihre Version der Wahrheit und versucht damit, sich den Boden unter den Füssen wieder zu erkämpfen, der ihr weggezogen wurde. Die Autorin lässt diese Tochterfigur vielstimmig zu Wort kommen, sie spricht und widerspricht sich, rechtfertigt und erinnert sich. Sie steht vor dem Publikum wie vor einem Tribunal, für das, was geschehen ist, gibt es in der öffentlichen Meinung nur die Kategorien Böse und Gut, das weiss sie. Dennoch wehrt sie sich dagegen, verteidigt sich und ihre Familie – das Einzige, was sie hat. In Katja Brunners beeindruckendem Debüt wird die Sprache zu einem Seziermesser, das die Vater-Mutter-Kind-Welt zerschneidet und die schwindelerregenden Abgründe menschlicher Leidenschaft aufdeckt. Der Text nähert sich analytisch und unvoreingenommen einem Thema, zu dem oft sehr klare Opfer-Täter-Haltungen bezogen werden. Er zeigt die Komplexität der Wirklichkeit und hinterfragt normierte Moralvorstellungen. Katja Brunner, geboren 1991 in Zürich, absolvierte das Literargymnasium Rämibühl. Sie war Ensemblemitglied der AG Theater Rämibühl, für die sie weiterhin Texte schreibt. 2009/2010 absolvierte sie den Dramenprozes-sor, in dessen Rahmen ihr Stück «Von den Beinen zu kurz» entstand, welches vom Henschel Verlag vertreten wird. 2010 nahm sie am Interplay Europe Festival of Young Playwrights in Izmir teil. Sie ist als Autorin und Performerin bei Projekten von Salome Schneebeli am Theaterhaus Gessnerallee beteiligt, ausserdem tritt sie mit ihrer Gruppe DIE SCHINKEN VON MORGEN auf, zusammen mit Noah Oliel und Sophie Aeberli, mit denen sie Sprechklangperformances erarbeitet (u.a. Veranstaltungsreihe teppich:offen, Theater Neumarkt). Katja Brunner studiert «Literarisches Schreiben» an der Hochschule der Künste Bern, im Frühling 2012 wird sie ein Austauschsemester an der Universität der Künste in Berlin, Studiengang «Szenisches Schreiben», verbringen. Pressestimmen: «Der 21-jährigen Autorin gelingt es, die Problematik des Missbrauchs zu beschreiben, ohne moralisch zu urteilen.» Katja Baigger, NZZ, 2.4.2012 «Geschrieben hat Brunner «ein Stück für vier oder fünf Schauspielerinnen oder 13 Männer in Bademänteln». Regisseurin Antje Thoms hat sich für die erste Variante entschieden und schickt die vier exzellenten Schauspielerinnen Julia Doege, Vivianne Mösli, Julia Schmidt und Marie-Isabel Walke auf die Bühne. Sie tragen Jeans und hellblaue T-Shirts. Abwechselnd spielen sie das Mädchen und schlüpfen in die anderen Rollen. So macht Thoms jede der Szenen zu einem spannungsvollen, vielschichtigen Ereignis.» Karl Wüst, Schweizer Feuilletondienst, 2.4.2012
Link zu Gespräch mit Katja Brunner, DRS2 aktuell Mit freundlicher Unterstützung von: Spieldaten
Samstag, 31. März 2012 – 20:30 Uhr
– Premiere – Ausverkauft |
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