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WIE ICH EINEN HUND GEGESSEN HABE

Spiel:Dominique Müller
Regie:Antje Thoms
Bühne:Marcella Maichle
Licht:Michael Omlin
Regieassistenz:Pascale Vogel

«Ich habe in einer ganz furchtbaren Gesellschaft gelebt. Ich wusste, was unsere russische Armee bedeutete und habe trotzdem einen lustigen Text darüber geschrieben: «Wie ich einen Hund gegessen habe». Glücklich zu sein ist eine ernsthafte Arbeit. Eine Arbeit der Seele. Dazu muss man auch einiges wagen.»
Grischkowez in einem Gespräch mit Florian Vogel
(Berliner Zeitung, 31. 10. 2003).

Ein ehemaliger sowjetischer Matrose erzählt von seinem Dienst bei der Kriegsflotte am Stillen Ozean. Es sind Erinnerungen an die siebentägige Bahnfahrt durch immer gleiche Birkenlandschaften nach Wladiwostok, an die Kutterfahrt zur berüchtigten Marine-Basis und an das morgendliche Massenpinkeln in den Ozean. Diese Erinnerungen an die öde Dienstzeit in dem engen U-Boot und an die mannhaft hingenommenen Erniedrigungen sind geprägt von einer alles überdeckenden Sehnsucht nach Zuhause. Es ist ein stockender, immer noch fassungsloser Bericht über eine existentielle Erfahrung. Denn für den entlassenen Matrosen gibt es kein Zuhause mehr, weil er in dieses «Zuhause» nicht mehr hineinpasst. Er ist sich fremd geworden.

Grischkowez’ Erinnerungsmonolog ist eine Gratwanderung zwischen humorvoller Oberfläche und bitterernstem Inhalt. Zunächst sind die Geschichten des ehemaligen Matrosen nicht viel mehr als eine Aneinanderreihung von lächerlichen und teilweise grotesken Anekdoten. Bis er dann unweigerlich an seinen wunden Punkt gelangt: die Auseinandersetzung damit, was die Zeit als Marinesoldat mit und aus ihm gemacht hat.

Entlassen aus einer Zwangsgemeinschaft ohne Sinn aber mit viel Struktur und Ordnung sieht sich der Protagonist mit einer unbestimmten und ungefüllten Zukunft konfrontiert. Grischkowez Text ist eine gnadenlose Abrechnung mit dem Mythos vom Matrosen. Er zeigt auf, was der Zwang zur Uniform aus Menschen machen kann: gesichtslose, meinungslose und heimatlose Wesen.

Jewgenij Grischkowez wurde 1967 in Kemerowo (Sibirien) gegboren. Nach dem Wehrdienst bei der Kriegsflotte am Stillen Ozean studierte er russische Philologie an der Technischen Universität Kusbass, an der er 1990 das Theater «Loge» gründete. 1998 entstand sein Stück «Wie ich einen Hund gegessen habe», das auf dem internationalen Theaterfestival NET (Neues europäisches Theater) grossen Erfolg feierte. Seit Beginn der Saison 2000/2001 spielt er seine Stücke als ständiger Gast am Theater «Schule des zeitgenössischen Stücks» in Moskau. Grischkowez wehrt sich gegen Bezeichnungen wie Regisseur,
Autor oder Schauspieler und bezeichnet sich als «Neuer
Sentimentalist». Für sein dramatisches Schaffen wurde er u.a. mit dem «Antibooker Literaturpreis» für Dramatik ausgezeichnet.

Spieldaten

Donnerstag, 13. Januar 2005 – 20:30 Uhr – Premiere

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