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WOMANBOMB

«Womanbomb» - kurz bevor die Bombe hochgeht
von Corina Freudiger
Tages Anzeiger, 2.12.2011

«Ein starkes Stück hat sie da geschrieben, die kroatische Theaterautorin Ivana Sajko. «Womanbomb» heisst es, und genau darum gehts: um eine Selbstmordattentäterin, kurz bevor sie sich in die Luft jagt. Gott kommt darin vor und ein Präsident, Mona Lisa und ein Wurm namens Verstand, und schliesslich Sajko selbst, die sich schwertut beim Versuch, eine Tat zu beschreiben, die unverständlich bleibt. Die Gedanken der Autorin wechseln darin ab mit dem inneren Monolog ihrer Protagonistin, der Zeitbombe, die, tick-tack, in der Menge wartet, bis der Politiker nah genug ist, um ihn und sich selbst in Stücke zu zerreissen.

«Womanbomb» ist ein guter Text, so wortstark , dass es schwierig ist, ihn zu inszenieren. Regisseurin Dora Schneider versucht es mit einer Schauspielerin und einem Musiker - und zu vielen Regieeinfällen. Karola Niederhuber spielt die Figuren in Personalunion, spricht dabei mal ins Mikrofon, dann wieder nicht, trägt mal eine gelbe Brille, dann eine rote, zieht Schuhe an und eine Mütze aus, flüstert, wimmert, singt. Doch warum sie das alles tut, ist nicht nachvollziehbar. Und leider unterstützen die vielen Bilder, die da gefunden wurden, die Worte nicht, die schon da wären, sondern verschleiern vielmehr deren Wirkung. Erst ganz am Schluss, als sich die Autorin Sajko bis ins Hirn ihrer Protagonistin herangetastet hat, schafft es auch Schneiders Inszenierung: Die Nähe zur Attentäterin ist hergestellt. Da steht aber Niederhuber auch nicht mehr im kitschig grünen Bühnenbildgärtchen, sondern davor, ohne Mikrofon, ohne Requisit, ohne gar nichts. Da ist sie so furchtbar schutzlos allein in ihrer Mission, dass das Zuschauen endlich in Mark und Bein geht.»

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